Wulff schickte „Bild“ Post zu Weihnachten

ANFRAGE Welche Rolle spielt Kai Diekmann in der Mailbox-Affäre? Die taz hat nachgehakt – „Bild“ gibt sich ironisch

VON FELIX DACHSEL

Mangelnden Einsatz kann man der Pressestelle des Axel-Springer-Verlags nicht vorwerfen. Es ist viel, was Springer am Dienstag der taz mailte: über 35.000 Zeichen, stolze 5.000 Wörter.

Wann gab Kai Diekmann Wulffs Nachricht an wen weiter? Streute er gezielt Zitate? Warum fragte er den Bundespräsidenten um Erlaubnis, die Nachricht zu veröffentlichen, während Bild-Redakteure bereits Ausschnitte daraus verbreiteten?

Um das zu klären, schickte die taz einen Fragenkatalog an Bild, bereits zum zweiten Mal. Nach der ersten Anfrage blieben entscheidende Fragen ungeklärt. Die Pressestelle des Axel Springer Verlags antwortete am Dienstag. Etwa das hier: Kai Diekmann und andere Redaktionsmitglieder haben auch in diesem Jahr persönliche Weihnachtsgrüße von Christian Wulff erhalten.

Das gehört zur Strategie: die Mailboxaffäre und die eigene Rolle darin zu ironisieren. Ironie als Verteidigung. Nicht erst seit sich Kai Diekmann 2009 in seinem Blog selbst veräppelte, hat das Tradition bei Bild. Die zweite Säule der Springer-Strategie besteht darin, Detailversessenheit zu zeigen und Aufklärungswillen zu simulieren.

Die Bild hat ihre Salamitaktik erweitert: Erst gibt sie nur scheibchenweise Auskunft, dann überschüttet sie den Fragesteller mit Informationen.

Als Kronzeuge muss erneut der einstige Chefredakteur des Spiegel, Stefan Aust, herhalten. Wenn die Zahnpasta einmal aus der Tube sei, wird Aust zitiert, kriege man sie schwer zurück.

Soll heißen: Sobald die Bild-Redaktion einmal über den Anruf des Bundespräsidenten Bescheid wusste, habe man nicht verhindern können, dass Passagen daraus an die Öffentlichkeit gelangten. Redaktionen seien eben keine Geheimdienste. Die Bild – ein anarchischer Haufen von kaum zu kontrollierenden Redakteuren?

Auch die Rolle der taz-Chefredakteurin Ines Pohl thematisiert Springer. Die Pressestelle zitiert aus einer Mail Pohls an Kai Diekmann, in der sie um Informationen zu der Mailboxnachricht bittet. Was Springer auslässt: Ines Pohl hatte Kai Diekmann zuvor gebeten, die Nachricht im Originalton hören zu dürfen, um sich ein ungefiltertes Bild von dem tatsächlichen Telefonat machen zu können. Doch das lehnte der Bild-Chef ab.

Nach 35.000 Zeichen, 5000 Wörtern und etlichen Antworten bleiben zentrale Fragen ungeklärt: Wann gab Kai Diekmann Wulffs Nachricht weiter? Und: An wen?