Sammlung sucht Erben

KUNST Die Phönixhallen werden vorerst mit den Deichtorhallen kooperieren. Was mit der Sammlung Falckenberg danach geschieht, bleibt offen

Falckenberg plant, die Sammlung in eine Stiftung zu verwandeln, und sie der Stadt zu übertragen

Von der Zeitschrift Artnews ist die Sammlung Falckenberg zu den „200 Besten der Welt“ gerechnet worden. Ein Schmuckstück für Hamburg – auch weil sie den denkbar größten Angriff auf den hanseatischen Geschmack darstellt. „Das Schöne, Gute und Wahre in der Kunst interessiert mich nicht besonders“, sagte Harald Falckenberg einmal, und der Müll, das Blut und die Geschlechtsglieder der Dauer- und Wechselausstellungen in den Harburger Phönixhallen singen davon ein Lied.

Nun hat der 66-jährige Falckenberg angekündigt, sich aus dem Ausstellungsprogramm zurückzuziehen. Von 2010 bis 2014 werden die Deichtorhallen Räume und Sammlung nutzen können. Deren Leiter, Dirk Luckow, „kann damit machen, was er will“, sagt Falckenberg, der sich verstärkt seinem Schreiben über Kunst und Verlagstätigkeiten widmen will. Vor kurzem hat er den Merve-Verlag vor dem Konkurs gerettet, zuvor hatte er Filo Fine Arts übernommen.

Wie es mit der Sammlung nach der Zusammenarbeit mit den Deichtorhallen weitergeht, ist offen. Falckenberg verfolgt seit längerem den Plan, die Sammlung in eine Stiftung zu verwandeln, und sie der Stadt zu übertragen. Angedacht war erst eine Zusammenarbeit mit der Kunsthalle, die allerdings deren Leiter, Hubertus Gaßner – nicht anders als die Kulturbehörde – verschreckte. Gaßner, sagt Falckenberg, habe das Angebot überhaupt nicht verstanden und die Gefahr einer feindlichen Übernahme gewittert. Den Verantwortlichen der Kulturbehörde wiederum hätten die Haare zu Berge gestanden, als sie davon hörten, dass die Stadt am Stiftungskapital beteiligen sollte.

Abschrecken lässt sich Falckenberg davon nicht. Für die Bedenken der Stadt habe er bei der klammen Finanzlage Verständnis. Und mittlerweile habe sich auch Gaßner bei ihm gemeldet und versichert, er fände „alles ganz toll“. Im Herbst wollen sich alle erneut zusammensetzen. Für den Sammler ist klar: Träger der Stiftung soll die Stadt werden. „Wie weit die Kunsthalle einbezogen wird, können andere entscheiden.“ Den Wunsch, die Sammlung geschlossen zu erhalten, hegt Falckenberg ohnehin nicht. „Alles in Bewegung“ sei seit je seine Maxime. Und dass die Kunst stets in neue Kontexte gestellt werden müsse. Wie und wo auch immer. MAP