Hamburgs Speckgürtel legt zu

WACHSTUM 2011 kamen wieder mehr Firmen nach Schleswig-Holstein. Jeder dritte Job kommt aus Hamburg

Schleswig-Holstein hat 2011 mehr Unternehmen angelockt als in den Jahren davor. 189 Unternehmen siedelten sich an und sorgen damit für mehr als 3.200 neue Arbeitsplätze. „Es ist die zweitbeste Jahresbilanz in den letzten zehn Jahren“, sagte Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU). Vor allem die Energiebranche und Hamburger Unternehmen wie die nach Norderstedt verlegte Tesa-Zentrale ließen sich hier nieder. Eine Statistik, wie viele Unternehmen das Land verlassen, gibt es nicht.

Im vorletzen Jahr kamen noch 154 Firmen mit rund 2100 Jobs, im Boomjahr 2007 waren es 182, hinter denen mehr als 3.300 Arbeitsplätze standen, heißt es in der Jahresbilanz der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WTSH).

Die WTSH macht dabei den Trend zu größeren Unternehmen aus: Habe eines im Schnitt 2009 noch zehn Arbeitsplätze gebracht, waren es im vergangenen Jahr 17, sagte Geschäftsführer Bernd Bösche. Die meisten Firmen siedelten sich im Süden an, am wenigsten kamen an die Westküste.

36 Hamburger Firmen mit 922 Arbeitsplätzen zogen 2011 in den Norden, 2010 waren es 17 Betriebe mit 519 Arbeitsplätzen. „Wir schnappen uns nichts weg“, betonte de Jager dennoch. In Hamburg selbst sei kein Platz mehr.

540 neue Arbeitsplätze bringen 15 Unternehmen aus der Energiewirtschaft. De Jager setzt darauf, dass auch die strukturschwache Westküste und Helgoland von der Windkraft profitieren. Die Zahl der Arbeitsplätze durch Auslandsansiedlungen hat sich von 165 im Jahr 2010 auf 580 im Jahr 2011 verdreifacht. Ein Grund ist der Bau des Designer-Outlet-Centers in Neumünster.

Die Zahl der Firmenpleiten sank 2011 um zehn Prozent auf 1.104. Allerdings gingen größere Unternehmen Pleite; deshalb hat sich die Zahl der betroffenen Beschäftigten nach Angaben des Statistikamts Nord im Vergleich zum Vorjahr von 5.116 auf 9.330 fast verdoppelt.  (dpa)