: Menschliche Sicherheit ist vielfältig bedroht
ARABISCHE WELT Laut einem neuen Bericht behindern nicht gefestigte Strukturen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt die Entwicklung. Ein weiterer Faktor ist die Verwundbarkeit von außen
BERLIN taz | Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hat am Dienstag in Berlin den fünften Bericht über die menschliche Entwicklung in der arabischen Welt vorgestellt. Die 264 Seiten umfassende Untersuchung trägt den Titel „Herausforderungen für die menschliche Sicherheit“. Die Berichte werden von unabhängigen Wissenschaftlern aus der arabischen Welt erstellt und vom UN-Entwicklungsprogramm UNDP unterstützt. Frühere Themen waren unter anderem Bildung oder die Lage der Frauen.
Diesmal also Sicherheit. Doch der Fokus liegt nicht auf Militärinterventionen, Besatzung oder extremistischer Gewalt. Diesem Themenkomplex ist das letzte Kapitel gewidmet. Das Autorenteam versteht „menschliche Sicherheit“ als Gegenbegriff zur „nationalen Sicherheit“, und diese wird definiert als „die Befreiung der Menschen von den intensiven, anhaltenden und umfassenden Bedrohungen, denen ihr Leben und ihre Freiheit ausgesetzt sind“.
Die Bedrohungen sind vielfältig. Bevölkerungswachstum, Ressourcen oder Klimawandel werden angeführt, mit ihren Folgen für die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln, aber auch für Jugendliche, Frauen oder Flüchtlingen. Beispiel demografischer Druck: Mit einem Bevölkerungsanteil der unter 25-Jährigen von 60 Prozent und einem Durchschnittalter von 22 Jahren im Vergleich zum weltweiten Mittel von 28 Jahren ist die Region eine der jüngsten der Welt. Die Folgen sind Jugendarbeits- und Perspektivlosigkeit.
Eingangs gehen die Autoren der Frage nach, warum sich die Hindernisse für die menschliche Entwicklung in der arabischen Welt als so hartnäckig erweisen. Dem Bericht nach liegt die Antwort in der Fragilität der Politik-, Gesellschafts-, Wirtschafts-, und Umweltstrukturen, dem Fehlen einer auf die Bevölkerung ausgerichteten Entwicklungspolitik und der Verwundbarkeit durch Interventionen von außen. Die Kombinationen dieser und anderer Faktoren führen dazu, dass der Staat nicht zur Hauptstütze der menschlichen Sicherheit wird, sondern, im Gegenteil, diese bedroht. BS
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