Neue Messmethode für Handspiel: Chip im Ball

Durch den Einsatz technischer Hilfsmittel soll der Fußball gerechter werden. Ob das gelingen kann? Der Preis: Das Spiel wird immer komplizierter.

Abgestreckter Arm: Lois Openda im Duell um den Ball mit Denis Vavro

Abgestreckter Arm: Lois Openda im Duell um den Ball mit Denis Vavro beim EM-Spiel Belgieg-Slowakei Foto: Arne Dedert/dpa

BERLIN taz | Fußball ist eine einfache Sportart. Es braucht nicht viel mehr als einen Ball, zwei Tore und ein paar simple Regeln. Fertig. Deshalb sei der Fußball so populär. Diese Behauptung wird immer wieder aufgestellt, auch wenn sich der moderne Profifußball längst wegbewegt hat von dieser romantischen Vorstellung.

Am Montagabend war zu beobachten, wohin sich das Spiel mit der Einführung der Videoschiedsrichterei, des Video Assistant Referees (VAR), entwickelt hat. Die Intervention der Bildschirmschiris, die bei dieser EM in Leipzig sitzen, führte dazu, dass das vermeintliche 1:1 für Belgien gegen die Slowakei als irregulär gewertet wurde. Belgiens Lois Openda hatte in der 86. Minute den Ball, der kurz darauf von Romelu Lukaku ins Tor befördert worden ist, mit der Hand berührt.

Umut Meler, der Referee auf dem Platz, hatte das nicht gesehen. Nachdem er von Videoschiri Bastian Dankert angefunkt worden war, lief er zum Bildschirm, der für solche Fälle am Spielfeldrand aufgestellt ist, und sah sich die Szene in Superzeitlupe an. Dazu bekam er eine Grafik eingeblendet, mit der Daten von einem Chip, der sich im Spielball befindet, visualisiert wurden.

Der Chip reagiert auf Berührung und so konnte nachgewiesen werden, dass Opendas Hand tatsächlich am Ball war. Videoschiedsrichter in einem eigens eingerichteten Studioraum, eine Funkverbindung zum Unparteiischen auf dem Platz, Superzeitlupe, ein Chip im Ball – Fußball ein einfaches Spiel? Von wegen.

Faktor Mensch

Und doch soll es am Ende der Mensch sein, der die Entscheidung trifft. Denn es ist der Feldschiedsrichter, der beurteilen soll, ob ein absichtliches Handspiel vorlag. Nur das ist strafbar. Ein paar Richtlinien sollen bei der Beurteilung helfen. So soll er entscheiden, ob eine unnatürliche Handbewegung vorliegt. Die sei wahrscheinlicher, wenn der Arm weit abgestreckt vom Körper ist.

Das war gewiss der Fall, als der Ball Opendas Hand berührt hat. Aber war das nicht dennoch eine natürliche Handbewegung im Laufduell, bei dem Openda seinen Körper zwischen Ball und Gegenspieler schieben wollte? Gar nicht mal so einfach. Schiedsrichter Meler jedenfalls annullierte das Tor, über das sich die Belgier schon ausgiebig gefreut hatten.

Aber war er wirklich frei in seiner Entscheidung? Wenn er vom Videoraum an den Blildschirm gerufen wird, ist die Entscheidung nicht da schon gefallen? Und warum muss man sich so lange mit einer Szene befassen, die niemand im Stadion oder auf dem Feld als problematisch angesehen hat? Es sind dies die typischen Fragen nach einem Eingriff des VAR. Sie gehören jetzt zum Spiel. Einfach sind sie nicht zu beantworten.

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