EM 2024: Der taz-Trikottest: Von Hähnen und Löwen

Unsere Autorin sucht nach den schönsten EM-Trikots. Sie findet: Büßerhemden, Tim-und-Struppi-Hemden und Badezimmerkacheln.

der belgische Nationalspieler Aster Vranckx im Nationaltrikot

Der Testsieger: Das belgische Auswärtstrikot steht auch Mittelfeldspieler Aster Vranckx ganz gut Foto: Sebastian Frej/imago

Nichts gegen Rosa bei Männern. Ein braungebrannter junger Schlaks in ausgewaschenen Jeans und rosa T-Shirt sieht immer verdammt sexy aus. Aber dunkles Pink? Das dann auch noch in zackigen Abstufungen ins Lilablaue übergeht! Wirklich? Muss das sein?

Adidas sagt: Ja. Es handle sich beim kürzlich vorgestellten, lila-pinken deutschen Auswärtstrikot um ein „lebhaftes Farbschema, inspiriert von der digitalen Welt des Metaversums“. Na gut, wenn sie dort die Europameisterschaft gewinnen wollen, die Deutschen, dann her mit dem Ding. Ich sage allerdings: Es ist ein verdammtes Büßerhemd, mit seinem Lila-Ton inspiriert vom Trikot der römisch-katholischen Kirche für die – Achtung! – Fastenzeit. Und das, wo doch alle hoffen, die sei mit Julian Nagelsmann endlich vorbei.

Doch damit Schluss mit den unattraktiven Leiberln. Ich soll hier schließlich die besten Trikots der EM 2024 vorstellen – und nicht das schlechteste. Und kommt zum Ende der Fastenzeit Ostern, kommt die Auferstehung, kommt das deutsche Heimtrikot. Das ist gelungen.

Der Körper erstrahlt traditionell in frischem Weiß während die Nationalfarben Schwarz, Rot, Gelb für Gold über den Schultern allmählich verblassen. Ein cooles Understatement, das wunderbar mit den vier Sternen – für vier gewonnene Weltmeisterschaften – über dem Wappen des Deutschen Fußballbundes kontrastiert. Die Sterne machen schon was her, das muss man zugeben.

Der deutsche Spieler Thomas Müller im heimtrikot

In traditionell frischem Weiß, cooles Understatement ausstrahlend: das deutsche Heimtrikot mit Thomas Müller innendrin Foto: Laci Perenyi/iamgo

Keine Sterne, dafür ein kleines güldenes Krönchen über dem Verbandslogo hat das belgische Heimtrikot. Haben ja auch ein Königreich, die Belgier. Und die gleichen Farben wie wir. Sie haben ein edles Rot für das Trikot gewählt, das dann ganz raffiniert mit schwarzen und goldenen Elementen an den Schultern und Flanken akzentuiert wird.

Gülden, das konnte sich Adidas natürlich nicht verkneifen, prangt auch das Firmenlogo auf dem Rot. Womit das größte Problem der EM-Trikots benannt wäre: Bis auf wenige Ausnahme stammen sie alle von Adidas oder Nike – und das sieht man.

Wobei diese Kritik beim belgischen Auswärtstrikot nicht verfängt. Das Design ist wirklich ein erstaunlicher Wurf. Ein hellblaues Hemd mit weißem Kragen und weißen Streifen an den Seiten wird mit einer braunen Hose kombiniert. Genauso gekleidet kennt man Tintin aus der berühmten Comicserie, die bei uns „Tim und Struppi“ heißt.

Dies ist definitiv das schönste Trikot der EM 2024. Nicht nur wegen der genialen Idee, wie man international als unverkennbar belgisch identifiziert wird, ohne jede Nationalfarbe, auch sonst schaut die Farbkombination aus Hellblau, Weiß und Braun unschlagbar gut aus. Zumal der Schnitt klassisch ist, mehr Polohemd als Trikot.

Gegen die Adidas- und Nike-Hegemonie ist einst die Firma Lotto sehr erfolgreich angetreten: 1996 mit dem rot-weiß karierten Trikot der Kroaten, das damals wirklich revolutionär war. Das Muster ist den Kroaten geblieben, nur leider haben sie das italienische Label Lotto gegen Nike getauscht und jetzt sind aus den schicken Karos riesige langweilige Badezimmerkacheln geworden. Zero Points für die Kroaten.

Der französische Spieler Adrien Rabiot im Nationaltrikot

Mit Gockel und zwei Sternen auf dem Hemd: Frankreichs Mittelfeldmann Adrien Rabiot Foto: Laci Perenyi/imago

Frankreich wiederum geht noch subtiler mit den Nationalfarben um als die Deutschen. Blau-Weiß-Rot ist nur der Kragen des Heimtrikots. Das ist vielleicht nur konsequent, prangen doch über dem Logo der Fédération Française de Football mit dem tollen gallischen Hahn lediglich zwei Sterne. Das Trikot überzeugt übrigens in beiden Versionen.

Das Auswärtstrikot kommt ganz gentlemanlike in blauen und roten Nadelstreifen auf weißem Grund daher; der gallische Hahn, der schon auf dem blauen Heimtrikot ein echter Hingucker ist, schaut hier noch um einiges kecker und angriffslustiger in die Welt. In so einem Trikot wird man einfach Tore schießen.

Gelungen ist auch das dunkelblaue Heimtrikot der Schotten, in das das Muster eines Kilts eingewebt ist, akzentuiert durch ein wirklich schönes leuchtendes Gelb im Verbandslogo und an den Flanken. Das einfarbig hellblaue Auswärtstrikot mit violetten Elementen ist vielleicht nicht der Knüller, aber auf jeden Fall mutig.

Gleiches gilt für das durchgehend pistaziengrüne Auswärtstrikot der Spanier. Das rote Heimtrikot fällt hingegen unter den Begriff Traditionspflege. Aber bei den Spaniern kann ich die Vorsicht verstehen. Sie sind mir 2016 mit einem absolut schrecklichen Trikot in Erinnerung geblieben.

Ein Haufen unsinniger Dreiecke in unterschiedlichen Gelb- und Rottönen auf dem weißen Trikot ließ bei manchen die Frage aufkommen, ob die Spieler vielleicht etwas Falsches gegessen hatten, das ihnen wieder hochkam.

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Ja, bei Trikots kann schon einiges schiefgehen. Das aber ist ja nicht mein Thema. Also zurück zu den gelungenen Exemplaren. Wie den Trikots der englischen Mannschaft.

Der Körper des Auswärtstrikots hat eine eingewebte Struktur und überrascht mit einem interessanten, dunklen Pflaumenblau, dazu kommt ein kräftiges Hellblau an der Seite, die mit bunten Farben verziert ist. Das Nike- und das Verbandslogo setzen goldene Akzente.

Noch schöner finde ich das Heimtrikot, denn auf der Grundfarbe Weiß kommt das in Blau gehaltene Logo der Football Association besonders gut zur Geltung. Es ist eines der schönsten überhaupt, weil es so wunderlich ist, mit den drei Löwen, die den Betrachter anblicken. Sie strecken ihm nämlich nicht nur wie Albert Einstein die Zunge raus, sondern scheinen als schreitende Löwen auch noch mit den zehn roten Tudor-Rosen im Wappen zu jonglieren.

So sehen wahre Ballkünstler aus! Jedenfalls so lange, bis wir die der EM 2024 kennenlernen.

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