die wortkunde:
Olaf Scholz redet gerne von Veränderung. Im Jahr 2022 verkündete der Bundeskanzler die „Zeitenwende“, nun lieh er sich zur Eröffnung der Hannover-Messe einen Begriff aus der Managementsprache. Die vergangenen zwei Jahre nannte er „Turnaround-Jahre“, die zur Neuaufstellung des Landes nötig gewesen seien. Was einst wie eine Verheißung klang, riecht nun nach Verwaltung. Fehlt dem aus seiner Kirche ausgetretenen Protestanten Scholz das Gespür für die existenzielle Dimension der Prophetie? Nur wer das eigene Leben radikal in Zweifel zieht, kann sich wirklich ändern. Für spitzfindige Geister stellt sich auch die Frage, ob ein zweimal umgedrehtes Land nicht dort ankommt, wo es vorher war. Doch Scholz hält mit dem „Turnaround“ an der Notwendigkeit eines Wandels fest. Seiner Vorgängerin Angela Merkel fiel dazu häufig nur ein: „Sie kennen mich.“
Louis Berger
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