meinungsstark:
Neue Kontroversen um Judith Butler
„Judith Butler und ihr Werk: Intellektuell nackt. Die Philosophin Judith Butler hat jüngst mit Relativierungen der Massaker vom 7. Oktober auf sich aufmerksam gemacht. War das überraschend?“, taz vom 14. 3. 24
Ich finde es super, wenn Jan Feddersen über den ESC schreibt – dieser Artikel ist jedoch schlimm, oberflächlich und populistisch. Schlimm, weil er im Stil einer boshaften Abrechnung geschrieben ist. Oberflächlich, weil er Butlers Gender Theorie der Performanz so darstellt, als erkläre sie Geschlecht als Show, die einfach nur aufgeführt werden müsse. Populistisch, weil er aktuell anschließt an die diffamierenden Diskussionen um „Genderwahnsinn“. Die Gendertheorie von Butler analysiert herrschaftskritisch und plausibel, wie Geschlechterverhältnisse sich reproduzieren – warum es so schwer ist, sie zu verändern und wie sie sich gleichzeitig doch verändern. Aus meiner erziehungswissenschaftlichen Perspektive im Bereich der Mädchen*arbeit kann ich sagen, dass dieser Ansatz eine sehr große Produktivität für pädagogische Theorie und Praxis entfaltet hat – er hat sie in jedem Fall besser gemacht!
Zum Aufhänger des Artikels: Judith Butler hat als jüdische Person die Gewalttaten der Hamas am 7.Oktober 2023 sehr wohl verurteilt. Und sie kritisiert die Politik Israels, weil sie nicht geeignet ist, Bedingungen für friedliche Lösungen im Verhältnis zu Palästina zu schaffen. Ulrike Graff, Bielefeld
Imperialismus – grün gewendet?
„Gute Wünsche für grünen Wasserstoff. Die Klima-Allianz und das Wuppertal-Institut legten Kriterien für den Import grünen Wasserstoffs vor. Auch die Produktionsländer sollen profitieren“, taz vom 19. 3. 24
Die Ausbeutung der Ressourcen in fernen Ländern scheint Bedingung für die ökologische Transformation zu sein. Annalena Baerbock sagt: „Wir brauchen in Europa Rohstoffe, sonst können wir die Energiewende nicht gestalten.“ Für unseren hohen Energie- und Materialverbrauch würde eine CO2-freie Wirtschaft ein völlig neues Niveau an importierten Materialflüssen notwendig machen, entlang von Lieferketten, die schon heute sozial und ökologisch zerstörerisch sind. Die Klima-Allianz hat jetzt Standards vorgelegt, die einem nachhaltigen Import zugrunde liegen sollen. Diese Kriterien sind durchaus anspruchsvoll. Doch fehlt das Wichtigste: Ein Land sollte erst dann grüne Energie exportieren dürfen, wenn es selbst CO2-frei wirtschaftet. Deutschland wird sich also vorerst selbst helfen müssen, alles andere wäre eine imperiale Lebensweise. Ernst Rössler, Nordbayerisches NMR Zentrum/Anorganische Chemie III, Universität Bayreuth
Grauenhaft! Autos so grau wie wir?
„Ein Auto für alle. Vor 50 Jahren rollte der erste VW Golf vom Band. Das kantige Gefährt steht für das sozialdemokratische Jahrzehnt, in dem Klassenlosigkeit und Gleichheit hip waren“, wochentaz vom 23. 3. 24
Vor 30 bis 40 Jahren gab es alle möglichen frischen und lebensfrohen Farben in der Autoindustrie. Sattes Grün, intensives Rot, ansprechendes Gelb oder Orange, dass es nicht „oranger“ sein könnte. Bis vor zwei bis drei Jahren haben die Farben Weiß, Schwarz, Silbergrau den Markt beherrscht. Wenn man über einen Parkplatz geschaut hat, waren im Wesentlichen diese Farben vertreten. Es scheint momentan, dass bei so einem Parkplatzblick in fünf Jahren alles nur noch nardograu, manganitgrau, uranograu, cybergrey sein wird. What’s happening? Ich hoffe nur, dass dieser Trend nicht mit der politischen Stimmung im Land einhergeht, da in der Politik leider sehr, sehr viel „grau in grau“ ist. Grau, dunkel bedrückend! Auch der „World Happiness Report“ spricht seine eigene Sprache. Einfach mal so zum Nachdenken. Von einem Automobil-Ingenieur. Hans-Jürgen Heinrich, Reutlingen
Kleine Beobachtung zur Schulzeit
Vor 30 und mehr Jahren: Da standen Eltern und Lehrer gegen Schüler, heute stehen Eltern und Schüler gegen Lehrer.
Hartmut Krollmann, Düsseldorf
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