piwik no script img

das detailSpielzeugautoprotest, der

UFO in Rostock: rauchendes Auto Foto: dpa

In manchen Weltgegenden werden Schuhe zum Zeichen der Missbilligung geworfen, in deutschen Stadien bekundet man seinen Unmut mit Tennisbällen. Weil sich das mit der Zeit abnutzt, greift der kreative, Investoren hassende Fan zur Fernsteuerung und lenkt ein Spielzeugauto mit Elektroantrieb übers Spielfeld, so etwa geschehen im Spiel des FC Hansa gegen den HSV (2:2). Damit der Effekt noch größer ist, fährt der kleine Bolide mit einer Rauchbombe übern Rasen.

Ein Spielzeugauto zog also eine blaue Fahne hinter sich her, das andere eine weiße. Ordner versuchten die UFOs, die unerwünschten Fahrobjekte, mit den Füßen vom Feld zu kicken, später griffen sie beherzt zu. Dieser Protest ist effekt- und maßvoll, denn die Spielunterbrechung ist nur kurz, allerdings fragt sich der geneigte Beobachter: Wie zum Teutates kommen diese Autos ins Stadion, und wie gelangen sie in den heiklen Bereich? Wer zündet die Rauchbombe? Die Ultras sind ja nicht nur ehrenamtlich in den Sparten Fahnenschwenken und Chorwesen tätig, sie verstehen sich auch auf Import-Export. Sie scheinen in der Lage zu sein, jeden nur erdenklichen Gegenstand in ein Fußballstadion unter Duldung von Verein und Ordnungsdienst zu schmuggeln.

Ob sie nun eher mit den Sicherheitsleuten fraternisieren oder mit den Funktionären, ist unklar. Aber wer zweifelte daran, dass bald halbe Schweinehälften und Tannenbäume auf dem Spielfeld landen. Die Narrenfreiheit der unbeschränkten Einfuhr von Spaßartikeln haben sich die Ultras hart erkämpft. Jetzt löcken sie mit ihrer Doppellizenz zum Spiel(en) wider den Stachel. Markus Völker

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen