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Neues Album von Igor Levit als Reaktion auf Antisemitismus
Der Berliner Pianist Igor Levit hat am Freitag ein Album als Reaktion auf den weltweiten Anstieg von Antisemitismus veröffentlicht. „Mein Herz ist immer noch gebrochen. Gut geht es mir nicht, aber ich komme ins Handeln und erlange dadurch ein Gefühl der Sinnhaftigkeit“, so der 36-Jährige. Den Erlös für das Album, das zunächst nur als Download erscheint, wolle er komplett an zwei Organisationen spenden, die Antisemitismus bekämpfen: an die Ofek Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung und an die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus. Seit dem 7. Oktober – dem Tag, an dem die Hamas ein Pogrom in Israel verübte – sind „erst zwei Monate“ vergangen, wie Levit betont. „Ich bin nicht mehr in Sprachlosigkeit gefangen. Aber der Schmerz ist genauso groß wie am ersten Tag.“ Musik allein könne dabei nicht heilen. „Das können nur Menschen, die Empathie zeigen und danach handeln.“ Auf seinem Album finden sich insgesamt 15 Stücke, hauptsächlich Felix Mendelssohns „Lieder ohne Worte“ und ein Präludium des französischen Romantikers Charles-Valentin Alkan.
Neuer Termin für Verleihung des Hannah-Arendt-Preises
Die umstrittene Verleihung des Hannah-Arendt-Preises für politisches Denken an Masha Gessen wird verschoben. Die ursprünglich für Freitag geplante Veranstaltung soll jetzt am Samstag in einem kleineren Rahmen stattfinden, wie ein Sprecher des Trägervereins bestätigte. Der Verein reagiere damit auf den Rückzug der Heinrich-Böll-Stiftungen aus Bund und Land von der Verleihung im Bremer Senat. Kritisiert werden Äußerungen in einem Artikel im US-amerikanischen Magazin The New Yorker, mit denen Gessen die Situation in Gaza mit den jüdischen Ghettos im besetzten Europa verglichen haben soll. Dies sei kein Angebot zur offenen Diskussion und helfe nicht, den Konflikt im Nahen Osten zu verstehen. Zuvor hatte die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) Bremen Bedenken geäußert und den Vergleich als befremdlich bezeichnet. Auch Bremens stellvertretender Regierungschef Björn Fecker hatte sich distanziert und die geplante Preisverleihung in der Oberen Rathaushalle abgesagt. Der Trägerverein will Masha Gessen nach eigenen Angaben am Samstag in kleinerem Rahmen ehren. Es sei bemerkenswert, dass ein öffentlicher Streit um das Verstehen des Konflikts blockiert und Gessen boykottiert werde, hieß es. Dabei sei Gessen darum bemüht, „Kenntnis, Einsicht und ein scharfes Denkvermögen in diesen Streit einzubringen.“
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