brief des tages:
Eigensinnig und polarisierend
„Die One-Woman-Show“, taz vom 23. 10. 23
Es ist selbstverständlich nicht anzunehmen, dass allein eine neue Partei den demokratischen Frühling macht, den viele Bürgerinnen und Bürger in Deutschland herbeisehnen. Zumal ihre unbestrittene Leitfigur Sahra Wagenknecht ob ihrer (politischen) Individualität von nicht wenigen Menschen in diesem Lande als allzu eigensinnig und polarisierend, mitunter gar als radikal betrachtet wird. Doch selbst wenn nicht jeder Denk- und Lösungsansatz der gebürtigen Jenaerin zielführend erscheint, sollte ihrer Partei die basisdemokratische Möglichkeit eingeräumt werden den Nachweis zu erbringen, dass sie deutlich mehr sein will und kann als eine „Alternative für Deutschland“ von links. Dass mithin ein streitbarer Diskurs mehr sein kann als Polemik oder Demagogie. Und dass unliebsame Wahrheiten und Einschätzungen nicht zwangsläufig zu einer Schwächung oder gar Spaltung einer demokratischen Gesellschaft führen müssen; sondern zu mehr sachdienlichen Differenzierungen. Sahra Wagenknecht verfügt durchaus über den Intellekt, die Konstituierung und den Anspruch, pragmatische(re) Politik zu gestalten.
Matthias Bartsch,Olsberg
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