orte des wissens: Die Sauberkeitsprüfer
Das Wassertechnologische Institut Wolfenbüttel kontrolliert regelmäßig die Qualität von Trinkwasser. Und die Anfragen von Kunden werden stetig mehr
Mal eben einen Schluck aus dem Fluss nehmen, aus einer Talsperre seinen Durst löschen, am Badesee nippen oder oberflächennahes Grundwasser frisch aus der Pumpe genießen – das sind keine guten Ideen für die eigene Gesundheit. Das Wasser kann von Keimen und Bakterien befallen sein und ist durch menschlichen Einfluss verunreinigt – etwa mit Schwermetallen, Pestiziden, Nitraten aus Düngemitteln, Chemikalien aus Putz-/Waschmitteln, Kosmetikprodukten und Industrieabwässern, aber auch mit Medikamenten der Massentierhaltung, menschlichen Ausscheidungen und unerlaubter Entsorgungen.
Deswegen reinigen und desinfizieren die Versorgungsunternehmen das Leitungswasser, das in Deutschland zu 70 Prozent aus Grundwasser und zu 30 Prozent aus Seen, Talsperren oder Flüssen stammt. Damit eine sichere Sauberkeit verlässlich garantiert werden kann, schreibt die Trinkwasserverordnung regelmäßige Kontrollen vor.
In Niedersachsen kümmert sich darum unter anderem das Wassertechnologische Institut (WTI) in Wolfenbüttel – mit einer Dependance in Bremervörde. Gegründet wurde das Unternehmen 1993 von einem Verein norddeutscher Stadtwerke und Wasserverbände, dem VFTV, als Dienstleister für Laboruntersuchungen aus der Ostfalia-Hochschule. Sie residiert auf dem 1936 von der Wehrmacht errichteten, nach dem Zweiten Weltkrieg von der Britischen Rheinarmee genutzten Kasernengelände Am Exner, das schiefergedeckt unter Denkmalschutz steht. Dort ist auch heute noch das WTI beheimatet – mit Büros und Laboren auf inzwischen über 300 Quadratmetern.
Von Anfang an dabei ist die heutige Geschäftsführerin Silke Kindt: „Begonnen haben wir mit drei Mitarbeitern, heute sind es 22, Tendenz stetig steigend.“ Dank Mund-zu-Mund-Propaganda kämen immer neue gewerbliche Kunden hinzu, zunehmend auch Bau- und Installationsfirmen. Rund 3.000 sind es derzeit. Für sie zieht und untersucht das WTI jährlich 25.000 Wasserproben an Brunnen, Quellen, Rohren, Speichern, Zählern und Aufbereitungsanlagen.
In einer Stadt von der Größe Wolfenbüttels würden Trinkwasserproben einmal im Quartal genommen, in Kleinstädten sei das einmal im Jahr vorgesehen, erklärt Kindt. Analysiert werden mikrobiologische Parameter wie Trübung, Färbung, Geruch, Geschmack, Leitfähigkeit und der pH-Wert – als Indikatoren für mögliche Verunreinigungen. Außerdem wird untersucht, ob Grenzwerte für etwa 30 chemische Stoffe eingehalten werden. Dass eine unzulässige Belastung am Zapfhahn des Verbrauchers erkannt, gemeldet und sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden, komme vielleicht einmal im Jahr vor, berichtet Kindt. Sie stimmt der Einschätzung des niedersächsischen Gesundheitsministeriums zu, das Trinkwasser sei von sehr guter Qualität. „Was nicht steril bedeutet, das ist wichtig, denn so schärfen wir unser Immunsystem.“
Zudem kontrolliert das WTI das Wasser in Schwimmbädern und Badeseen. Auf Legionellen-Befall werden alle drei Jahre auch gewerbliche, jährlich die öffentlichen Gebäude begutachtet. Bei 25 bis 45 Grad Celsius vermehren sich die Bakterien am liebsten in Duschen, Whirlpools, Luftbefeuchtern oder Kühlanlagen – und erzeugen Lungenentzündungen.
Die Auftragsbücher für all die Einsatzgebiete seien sehr gut gefüllt, so Kindt. „Wir finanzieren uns selbst, das bedeutet, Gewinne werden in den aktuellen Stand der Technik investiert, da sind für ein neues Gerät schnell mal 250.000 Euro fällig.“ Damit auch weiterhin jedem ausreichend H2O in Trinkqualität zur Verfügung steht. 120 Liter täglich ist der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch der Bundesbürger.
Jens Fischer
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