piwik no script img

das wird„Was gerecht ist, empfindet jede*r anders“

Die Installation „Ist das schon gerecht?“ hinterfragt in Hildesheim Gerechtigkeitsprinzipien

Interview Hellen Kachler

taz: Selina Klatt, worauf kommt es bei der Gerechtigkeit an?

Selina Klatt: In der Installation haben wir versucht, uns auf ein paar Aspekte von Gerechtigkeit zu fokussieren. Gerechtigkeit kann zum Beispiel als Verteilungsgerechtigkeit auftauchen. Wer bestimmt darüber, wie viel jede*r bekommt? Gibt es Gründe dafür, dass eine*r mehr bekommt? „Ist das schon gerecht?“ fordert auf, ein subjektives Gefühl von Gerechtigkeit zu erfahren oder eben das Fehlen davon. Wann sich etwas gerecht anfühlt, empfindet je­de*r anders. Und nur, weil es sich für dich gerecht anfühlt, muss es das nicht für mich. Es geht deshalb auch um ein gegenseitiges Bewusstsein dafür, dass Gerechtigkeit nichts Absolutes ist.

Selina Klatt

24, studiert Inszenierung der Künste und Medien in Hildesheim und arbeitet als freie Performerin.

Leonie Friedel, Ihre vorangegangene Performance „Manchmal träumt WIR von Protest“ war eine Theaterperformance. Was erwartet uns diesmal?

Leonie Friedel: Wir sind bei „Ist das schon gerecht?“ nicht selbst Teil der Installation. Wir wollen nicht zu viel vorgeben, sondern andere Perspektiven zeigen. Die Installation ist begehbar und die Menschen durchlaufen verschiedene Stationen. Sie sind selbst Teil der Installation und erfahren sie direkt.

Installation „Ist das schon gerecht?“: Premiere heute, 17 Uhr, Hildesheim, Langer Garten Mitte, Almstraße 15; weitere Aufführungen: 13./14. 10., 17 Uhr

Was können Be­su­che­r*in­nen dabei erfahren?

Friedel: Wir wünschen uns, dass die Menschen eine Selbsterfahrung haben. Gerechtigkeit taucht oft dann auf, wenn sie fehlt, als Ungerechtigkeit. Der Fokus soll bei der Installation aber nicht auf der Ungerechtigkeit liegen, sondern auf der Selbsterfahrung von möglicher Gerechtigkeit. Wir haben nach Kontexten gesucht, die je­de*r aus dem Alltag kennt, deshalb heißen wir als Gruppe „alltagsprotokoll404“. Die Installation ist vor allem für junge Menschen und ihre Alltagswelt geplant.

Leonie Friedel

28, studiert ebenfalls Inszenierung der Künste und Medien und ist Teil des Leitungs­teams des Performance-Festivals „transeuropa2024“.

Friedel und Klatt sind Mitglied im dreiköpfigen Kollektiv „alltagsprotokoll404“.

Wofür steht der Name „alltagsprotokoll404“?

Klatt: Wir versuchen, gesellschaftskritische Themen aufzugreifen und künstlerisch darzustellen und zugänglich zu machen. Der 404-Fehlercode steht für die Störungen, auf die wir aufmerksam machen wollen. Störungen, die uns im Alltag begegnen, aber die im Alltag auch untergehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen