herzensort: Gefühlskirmes auf dem Kunstrasen
Das Knie brennt, also schnell das Blut abwischen und weiterrennen. Der Kunstrasen ist stumpf, sandig und hat wie die meisten davon in Berlin seine besten Tage hinter sich. Aber das ist egal. Im Ohr rauscht es angenehm, dumpfe Rufe mischen sich dazwischen, ab und zu ein Pfiff. Kein Ort symbolisiert für mich Freizeit so stark wie der Fußballplatz.
Hier wechseln sich die Emotionen sekündlich ab: Anspannung, Vorfreude, Adrenalin, Stolz, Wut, Verbundenheit, schließlich Erschöpfung. Es riecht nach Schweiß, nach Deo und wenn es ein richtig guter Tag ist nach Sommerregen. Meistens vergeht die Zeit auf der grünen Plastiksteppe rasend schnell. Und manchmal viel zu langsam. Dann, ein paar Stunden nach Abpfiff oder auch erst abends im Bett, sausen all die Eindrücke nochmal durch den Kopf: Rennen, mehr rennen, der eine Pass, der nicht genau ankommt. Die Szene des Torabschlusses, den man einen Tick zu früh gewagt hat. Die geniale Parade der Torhüterin, zu der man nur gratulieren kann, wäre man nicht die Stürmerin des gegnerischen Teams. Hach, für immer bleibt es: die schönste Nebensache der Welt. Linda Gerner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen