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Patrick HeidmanmDie Couchreporter144 Stockwerke unter der Erde

Es ist keine neue Prämisse, von der „Silo“ ausgeht: In einer mutmaßlich nicht allzu fernen Zukunft hat die Menschheit eine Apokalypse hinter sich, die die Erde unbewohnbar gemacht hat.

Die wenigen Überlebenden sind, auf engstem Raum und um zivilisatorische Errungenschaften gebracht, gezwungen, sich eine neue Gesellschaft aufzubauen. So weit, so altbekannt, was dystopische Science-Fiction-Szenarien angeht.

In der Serie von Showrunner Graham Yost („Justified“) und basierend auf einer Romantrilogie von Hugh Howey, leben rund 10.000 Menschen, die mutmaßlich die letzten auf der Welt sind, in einem unterirdischen Silo, das sich 144 Stockwerke tief in die Erde erstreckt.

Oben, wo ein paar Panoramafenster noch den Blick freigeben auf die zerstörte und durch eine toxische Atmosphäre unbewohnbare Außenwelt, leben jene, die das Sagen haben. Es ist eine nicht mehr ganz neue Überlebensgemeinschaft, vom Sheriff über die Bürgermeisterin bis hin zum Leiter der IT-Abteilung.

Das Reglement, das die friedliche Ordnung im Silo aufrechterhalten soll, ist streng. Beziehungen müssen abgesegnet werden, wer Kinder bekommen möchte, braucht dafür eine Genehmigung. Verbote gibt es viele, selbst Fahrstühle und andere Fortbewegungsmittel sind nicht erlaubt, was das Durchbrechen des herrschenden Klassensystems zu einem aufwändigen Kraftakt macht.

Von den Annehmlichkeiten, mit denen ihre Vor­fah­r*in­nen vermutlich einst lebten, wissen die Menschen aber ohnehin nichts mehr: Alle Erinnerungen an die Katastrophe oder die Zeit davor scheinen ausgelöscht; rätselhafte Relikte von früher sind als Besitz so kostbar wie gefährlich.

Doch hin und wieder hinterfragen Einzelne das große Ganze. So wie Allison (Rashida Jones), die überzeugt davon ist, dass der Bevölkerung des Silos die Wahrheit vorenthalten wird.

Wie die Serie innerhalb der ersten Folgen immer wieder den Fokus von Figur zu Figur verschiebt, bis sich schließlich die wahre Protagonistin herauskristallisiert hat, ist so reizvoll wie ungewohnt. Davon abgesehen kommt einem vieles vertraut vor: vom Dystopie-Kauderwelsch bis hin zu den verhandelten Themen kennt man vieles aus ähnlich gelagerten Geschichten, von „Brave New World“ bis „Snowpiercer“.

Das Aufbegehren des Individuums, von dem eigentlich erwartet wird, dass es sich in den Dienst der Masse stellt. Das Ringen um Wahrheit in einer Welt, die auf kollektivem Unwissen und einem System aus Kontrolle und Überwachung basiert.

Dass solche Konfliktfelder nicht neu sind, wiegt „Silo“ damit auf, dass sie dramaturgisch und inszenatorisch stimmig und spannend als eine Art Mordermittlung erzählt werden, unterstützt von einem starken Ensemble und hochkarätigen Ne­ben­dar­stel­le­r*in­nen wie Harriet Walter, Tim Robbins oder Common sowie einem exzellenten Produktionsdesign.

Insgesamt zieht sich der Stoff über zehn Episoden vielleicht allzu langsam hin. Doch atmosphärisch ist das so dicht, dass man kaum abschalten mag. Am Ende sind gerade nur so viele Fragen zu Ursprung und Führung des Silos beantwortet, dass man die nächste Staffel kaum erwarten kann.

„Silo“, bei AppleTV+

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