Leihladen Leila

Benutzen statt besitzen. Gemeinschaftsgüter haben Zukunft – vom Leihladen bis zum „Couchsurfing für Dinge“ gibt es konkrete Alternativen für eine ökologische und solidarische Gesellschaft

Eröffnung

Am 9. Juni eröffnet der Leihladen in der Fehrbelliner Str. 92, in Prenzlauer Berg.

Laden-Orga-Treffen

Für Interessierte, die beim Betrieb des Leihladens mitmachen möchten. (bitte anmelden bei nikolai@leila-berlin.de) Freitag, 25. Mai, 18 Uhr, Nachbarschaftshaus am Teute, Fehrbelliner Str. 92.

Im Netz

www.leila-berlin.de

Wer kennt das nicht: Man will umziehen, hat aber nicht die dafür notwendigen Werkzeuge zur Hand. Da niemand im Bekanntenkreis aushelfen kann, muss man sich Farbrollen, einen Tapeziertisch und Spachtel selbst kaufen. Doch was fängt man an mit den gerade noch sinnvollen Werkzeugen, wenn der Umzug samt Renovierung abgeschlossen ist? Meistens landen sie im Müll. Oder sie verstauben in der Abstellkammer. „So etwas muss nicht sein“, sagt Nikolai Wolfert, Gründer des Leihladens „Leila“.

Nikolai hat es sich zur Aufgabe gemacht, Dinge, die selten oder gar nicht mehr genutzt werden, der Allgemeinheit zugänglich zu machen. In seinem Leihladen, den er am 9. Juni im Stadtteilladen Prenzlauer Berg eröffnet, will Nikolai Gegenstände wie Bohrmaschinen, Raclette-Sets oder Gesellschaftsspiele sammeln und an Menschen verleihen, die sie gerade brauchen. „So haben alle etwas davon“, sagt Bernd Hass, der sich bei Leila um die Internetseite kümmert.

Die Idee für seinen Leihladen kam Nikolai während seiner Tätigkeit bei dem TU-Umsonstladen „ULA“. Das Konzept von ULA ist es, Dinge, die man nicht mehr braucht, weiter zu verschenken statt sie wegzuwerfen. Diesen Ansatz fand Nikolai prinzipiell gut und macht sich nun daran, ihn auszubauen. Die Gegenstände sollten nicht von einen Privatbesitz in den nächsten wandern, sondern der Allgemeinheit dauerhaft zugänglich gemacht werden. Und so lautet die Losung des Projekts: „Benutzen statt Besitzen“.

Konkret soll Leila wie folgt funktionieren: SpenderInnen und Mitglieder des Leihladens können Gegenstände im Lager von Leila abgeben. Alle Mitglieder des Ladens können diese dann kostenlos oder für einen kleinen Obolus leihen. Fünf Tage die Woche soll der Leihladen geöffnet sein. Finanzieren will Nikolai sein Projekt über Geldspenden und Fördergelder. 100 Gegenstände hat Nikolai bereits in seinem Lager bereitliegen, darunter Spiele, Bücher, Kleidung, Werkzeuge, Kochutensilien und ein Lastenfahrrad. Leila-Unterstützer Bernd Hass hat Leila einen Vertikutierer, eine Harke, einen Spaten und Gartenstühle aus der Gartenlaube seiner Eltern gespendet. „Die haben die Geräte nicht mehr gebraucht, weil sie den Garten aufgelöst haben“, berichtet er.

Nikolai und Bernd sind von dem sozialen und ökologischen Nutzen ihres Leihladens überzeugt. Menschen mit geringem Einkommen hätten die Möglichkeit, Sachen, die sie benötigen, nicht mehr kaufen zu müssen, sondern sie kostenlos oder gegen eine kleine Spende zu leihen. Das auf diese Weise eingesparte Geld könnten sie dann in Bioessen investieren. Auf der anderen Seite werde mit jeder nicht gekauften Bohrmaschine CO2 gespart. Wenn Gegenstände zudem nicht mehr weggeschmissen, sondern weitergegeben werden, würde das auch Energie für die Beseitigung sparen.

Mit seinem Ansatz will Nikolai ein Vorbild sein für die linke Bewegung. „Das Problem an Bewegungen wie Occupy ist, dass sie reden, statt zu handeln“, sagt der Aktivist. Die Kritik von Occupy finde er berechtigt, nur fehle es an praktischen Lösungen. Leila hingegen sei eine konkrete Alternative, der erste Schritt weg von einer Konsum- und Wegwerfgesellschaft, hin zu einer anderen solidarischeren Wirtschaft und Gesellschaft. Bei Leila gehe es um einen bewussteren Konsum. „Gemeinschaftsgüter sind die Zukunft“, sagt Nikolai.

Aus dieser Überzeugung heraus möchte Nikolai die Idee seines Leihladens, so weit es nur geht, in die Welt tragen. Hierfür hat er gemeinsam mit ULA-Gründer Johannes Dietrich den Dach-Verein „FairTeilen in Gemeinschaftsläden“, kurz: „GeLa“ ins Leben gerufen, der eine Anlaufstelle für ähnliche Projekte und Tausch-Interessierte ist. Darüber hinaus arbeitet Nikolai mit dem Umwelt-Projekt „Transition-Town Pankow“ zusammen und wird auch mit einem Stand an dem Nachhaltigkeits-Wochenende „Sustain it“ an der Freien Universität Berlin in der ersten Juniwoche vertreten sein.

Für die Zukunft haben Nikolai und seine MitstreiterInnen bereits große Pläne: Unter anderem wollen sie eine Peer-to-peer-Plattform einrichten, in der Gegenstände direkt von einer Person an die andere verliehen werden kann. Die Plattform soll es ermöglichen, Gegenstände wie Klaviere zu verleihen, die zu schwer sind, um sie zu transportieren. „Die Plattform soll eine Art Couchsurfing für Dinge sein“, sagt Bernd.

Wer Leila unterstützten will, kann das auf verschiedene Weise tun: So freut sich die Laden-Gruppe über Sach- und Geldspenden. Auch ehrenamtliche HelferInnen für die Betreuung des Ladens werden noch gesucht. Wer sich über Leih- und Schenkveranstaltungen in Berlin informieren will, findet auf der Internetseite des Ladens einen Kalender mit Terminen wie Schenkmärkten. „Unser Projekt lebt von den Leuten, die vorbeikommen und mitmachen“, sagt Nikolai.

LUKAS DUBRO