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orte des wissensMit römischer Hegemonie zu besserer Wikingerforschung

Das Zentrum für Archäologiein Schleswig wird die nördlichste Außenstelle der Leibniz-Gemeinschaft

Das Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA) mit Sitz im Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig verliert seine Eigenständigkeit, und der Jubel darüber ist groß: „Wir springen jetzt in die nationale Liga“, sagt Claus von Carnap-Bornheim, wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Landesmuseen und Gründungsdirektor des ZBSA. Das Zentrum wird Teil des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, gemeinsam bilden sie das „Leibniz-Zentrum für Archäologie“ (Leiza). Damit entsteht in Schleswig der nördlichste ­Außenposten der Leibniz-Gemeinschaft. Den Weg für die Fusion hat der Wissenschaftsrat bei seiner Sitzung im Juli freigemacht.

Der Schwerpunkt des ZBSA liegt bei Fragen, die regional verankert sind: Wohin wanderten die Rentiere in der Eiszeit, und welche neuen Techniken entwickelten die Menschen, um sie zu jagen? Was sagen die Funde in einer rund 2.000 Jahre alten Grabanlage auf der dänischen Insel Lolland über den damaligen Alltag und die Vorstellungswelt aus? Welche Waffen landeten als Opfergaben im Moor?

Forschung mit interkulturellem Austausch

Schon 2008, bei der Gründung als Abteilung der Stiftung Landesmuseen, „gab der Landtag uns mit auf den Weg, dass das Ziel die Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft ist“, sagt von Carnap-Bornheim. Nachdem ein erster Versuch 2015 gescheitert war, entstand die Idee, sich mit Mainz zusammenzutun. Beide Einrichtungen ergänzen sich gut, sagt von Carnap-Bornheim: „Das Römisch-Germanische Museum ist ein großer Player, in der Liga gibt es nicht viele in Europa.“

In Schleswig sitzt dagegen die Expertise für den Norden und den baltischen Raum. Der ist vergleichsweise wenig erforscht – vor allem, weil die kalte, dünn besiedelte Region im Vergleich zum Mittelmeerraum extrem rückständig war. Das ZBSA arbeitet inzwischen in der archäologischen Forschung mit Einrichtungen rund um die Ostsee zusammen und versteht sich als „Motor eines regen Wissenstransfers“.

Durch den Zusammenschluss mit Mainz soll dieser Motor noch stärker laufen und europaweite Treibriemen in Gang setzen – für beide Seiten. Denn aus der Zusammenarbeit sollen sich neue Forschungsfragen und -antworten ergeben; etwa wie Handelswaren aus dem Süden den Weg in den Norden fanden. „Wir haben hier eine der stärksten Arbeitsgruppen für das erste Jahrtausend, und, nicht zu vergessen, wir haben das Welterbe Haithabu vor der Tür“, sagt von Carnap-Bornheim: Die Wikingersiedlung von etwa 770 nach Christi diente jahrhundertelang als wichtiger Umschlagplatz für den Handel zwischen Skandinavien und Westeuropa. „In Mainz sitzen dagegen Leute, die sich mit Rom und Byzanz auskennen. Beides zusammen zu denken, ist super-spannend.“

Führung sitzt in Mainz

In einem mehrstufigen Antragsverfahren prüften Museumsgremien, die Wissenschaftskonferenz, der Wissenschaftsrat der Bundesregierung und natürlich die Leibniz-Gemeinschaft das Konzept – 500 Seiten mussten für die erste Stufe eingereicht werden, 1.100 für die zweite. Das Ergebnis überzeugte: „Die Integration des ZBSA kann einen Forschungsraum schaffen, der Traditionen verbindet und zur Überwindung regionaler Perspektiven beiträgt“, so die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Dorothea Wagner. „Sie ist somit für die archäologische Forschung auch international von großer Bedeutung.“ Im Ranking der Projekte, die sich um die Anerkennung des Wissenschaftsrat beworben hatten, gab es die Bestnote. Vollzogen wird der Zusammenschluss im Januar 2024.

Die Führung wird dann in Mainz sitzen. Dass das Wikingerboot ZBSA durch den Zusammenschluss mit dem „Tanker“ Römisch-Germanisches Museum untergeht, glaubt von Carnap-Bornheim nicht. Denn das heutige Team des ZBSA aus 22 festen und rund ebenso vielen Projekt-Beschäftigten, die ihre Arbeitsplätze im Schloss Gottorf haben, bleibt bestehen und wird sogar aufgestockt, weil Abteilungen für Frühmittelalter und Byzanz-Forschung an die Schlei umziehen. Esther Geißlinger

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