piwik no script img

Deutsches Remis in der Nations LeagueNur ganz knapp hinter den Färöern

Wieder gelingt es der DFB-Auswahl nicht, einen der Großen zu schlagen. Für ein Remis gegen England hat es immerhin gereicht.

War gut aber nicht glücklich: der Deutsch-Brite Jamal Musiala Foto: dpa

München taz | Gibraltar weist einen Punkt mehr als Deutschland auf, die Färöer sogar fünf, der Kosovo ist gar auf zehn Punkte Vorsprung davongezogen. Vor den Spielen am Mittwochabend belegte die deutsche Nationalmannschaft den 43. Platz in der Ewigen Tabelle der Nations League. Das wäre ziemlich beschämend für einen Großen des Weltfußballs, wäre diese Tabelle nicht auch ziemlich schräg. Der Wettbewerb ist erst in der dritten Auflage, die Anzahl der Spiele variiert teilweise extrem, vor allem hinkt der Vergleich, denn die Mannschaften werden nach Leistungsstärke auf verschiedene Divisionen verteilt.

Die deutsche Bilanz allein betrachtet ist daher schon aussagekräftiger. Von zwölf Spielen in der höchsten Division – der Abstieg in der ersten Auflage wurde durch eine Aufstockung der Teilnehmer vom europäischen Verband Uefa repariert – gewann die Eliteauswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nur zwei: zu Hause und auswärts gegen die Ukraine.

Am Dienstag war sie nahe dran, in der Ewigen Tabelle zumindest vorübergehend an Gibraltar vorbeizuziehen, doch das verhinderte Harry Kane. Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft wurde zunächst von Nico Schlotterbeck gefoult und verwandelte dann den nach Eingriff des Videoassistenten zugesprochenen Elfmeter in der 87. Minute.

Würde die Nations League in Deutschland und England für voll genommen, hätte es geheißen, dass die Briten somit einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf holten. Aber für die beiden Nationen gilt, was Thomas Müller sagte: Nations League seien „Freundschaftsspiele, in einen Turniermodus gepackt“. Der Offensivspieler des FC Bayern führte damit allerdings auch den indirekten Beweis, dass Deutschland keine Turniermannschaft mehr ist.

Hochzufriedener Bundestrainer

Da sie das allerdings auch erst im Spätherbst dieses Jahres in Katar sein muss, waren die Protagonisten des DFB mit Blick auf die Weltmeisterschaft sehr zuversichtlich. „Das Spiel war so, wie wir uns das vorgenommen haben. Die Art und Weise war für die Fans einfach toll“, jubelte Bundestrainer Hansi Flick. Das war eine Spur drüber, genau wie er drei Tage zuvor nach dem 1:1 in Bologna gegen Italien eine Spur zu hart mit seiner Mannschaft ins Gericht gegangen war.

In München gegen England war Deutschland deutlich verbessert und lange besser als der zunächst biedere Gegner, dem Trainer Gareth Southgate zurecht vorwarf, „schlampig“ gespielt zu haben. Die „Antwort“ auf den Rückstand sei dann allerdings „fantastisch“ gewesen. Für den deutschen Treffer hatte Jonas Hofmann nach tollem Pass von Joshua Kimmich gesorgt. Auch wenn der Schuss ganz leicht abgefälscht worden war, hätte Jordan Pickford ihn gut halten können.

Der Unterschied zwischen den beiden Torhütern – auch und vor allem im Passspiel unter Druck – war auffällig, und dass mit Manuel Neuer der deutlich bessere bei der besseren Mannschaft im Tor stand, diese aber trotzdem wieder nur zu einem Unentschieden kam, wirft die Frage auf, ob es nicht doch nur an Präzision und Konsequenz „im letzten Drittel“ fehlte, wie Flick analysierte.

Die Sache mit den Großen

Die Vergleiche in anderen Mannschaftsteilen waren ebenfalls zugunsten der Deutschen ausgefallen. Antonio Rüdiger und der ansonsten eher mäßige Schlotterbeck spielten aus der Innenverteidigung heraus scharfe und weite Pässe, der kantige Harry Maguire bei England hingegen meistens quer. Das deutsche Mittelfeld war dynamischer und kreativer, vor allem in der ersten Halbzeit überzeugte Jamal Musiala.

In der letzten halben Stunde jedoch waren die Engländer mindestens gleichwertig, Flick hat also immer noch keinen Großen geschlagen: Den beiden 1:1 gegen Italien und England war ein 1:1 in den Niederlanden vorangegangen.

Thomas Müller mahnte daher an: „Konstanz und Ergebnis gehören dazu, um wirklich eine Spitzenmannschaft zu sein.“ Zwei Freundschaftsspiele im Turniermodus stehen nun noch an. Am Samstag in Budapest gegen Ungarn, am Dienstag in Mönchengladbach gegen Italien, den Europameister und verhinderten WM-Teilnehmer, den 14. in der Ewigen Tabelle der Nations League.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!