Museum sucht 36 Millionen Euro

Damit der Kreuzwald am früheren Grenzübergang Checkpoint Charlie in Berlin nicht geräumt wird, muss das Mauermuseum in einer Woche 36 Millionen Euro sammeln

BERLIN taz ■ Das Mauermuseum Haus am Checkpoint Charlie in Berlin will in letzter Minute und innerhalb von nur einer Woche die Summe von 36 Millionen Euro sammeln, um den Abriss von über 1.065 Kreuzen am ehemaligen Ost-West-Grenzübergang Checkpoint Charlie zu verhindern. Dies kündigte die Chefin des Museums, Alexandra Hildebrandt, an. Da die Summe jedoch in so kurzer Zeit nicht aufzubringen sei, hofft Hildebrandt darauf, zumindest mit einer Teilsumme die für Dienstag kommender Woche geplante Räumung des Grundstücks links und rechts der Friedrichstraße aufschieben zu können.

Die Bankaktiengesellschaft (BAG) Hamm hatte das Grundstück übernommen, nachdem ein Investor sich dort finanziell überhoben hatte. Als Zwangsverwalterin hatte die BAG die etwa Fußballplatz-große Brache inmitten der Stadt dann an das Mauermuseum verpachtet – für 14.500 Euro im Monat, wie Hildebrandt mitteilte. Obwohl die BAG den Pachtvertrag schon im Oktober vergangenen Jahres gekündigt hatte, ließ Hildebrandt in den Wochen danach den Kreuzwald und eine Mauer als eine befristete „Kunstinstallation“ auf dem Grundstück errichten. Diese Installation stieß bei Landesregierung, Gedenkexperten und Künstlern auf meist vehemente Kritik, vor allem weil die Mauer nur pseudoauthentisch ist. Zwar handelt es sich um bisher im Depot gesicherte Originalmauerteile – an dieser Stelle aber sah die Ost-West-Grenze völlig anders aus. Bei Touristen findet die Installation gleichwohl meist viel Zuspruch.

Im April dieses Jahres unterlag Hildebrandt dann vor dem Berliner Landgericht mit ihrem Ansinnen, die Räumung des Grundstücks zu verhindern. Obwohl sie in Berufung ging und diese noch aussteht, hat die BAG nun das Recht zur Räumung erwirkt, weil sie eine „Sicherheitsleistung“ in Höhe von 320.000 Euro zu zahlen bereit war. Die BAG wollte sich gestern nicht zur geplanten Räumung äußern.

Nach Angaben Hildebrandts gibt es für das Grundstück keine weiteren Interessenten. Das Mauermuseum habe trotz der Kündigung des Pachtvertrags weiter monatlich 14.500 Euro an die BAG überwiesen. Mit Hilfe der im vorletzten Jahr gegründeten „Gemeinnützigen Stiftung Dr. Rainer Hildebrandt“, benannt nach dem Gründer des Museums und früheren Mann Alexandras, will diese nun das nötige Geld zum Kauf des Grundstücks aufbringen. Als mögliche Spender habe sie etwa die US-amerikanischen Ford- und die Roosevelt-Foundation angesprochen. Auch an den US-Präsidenten George Bush habe sie bereits geschrieben. PHILIPP GESSLER