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Wenn für einen Augenblick die Fremde keine Fremde ist

Steinhude 5.100 Ein­woh­ner. Der Erholungsort in der Nähe von Hannover liegt am Steinhuder Meer, mit einer Fläche von 29,1 Qua­drat­me­tern der neuntgrößte See ­Deutschlands.

Beim ersten „Hallo“ bin ich verwirrt. Kannten die mich? Oder glaubten, mich zu kennen? So geht es mir, wenn ich bei meinen Eltern am See spazieren gehe. Dort grüße ich alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, weil die Hälfte mich ohnehin für meine Mutter hält. Ich will nicht, dass jemand denkt, sie sei unhöflich. Aber am Steinhuder Meer, an dessen Südufer wir an einem Samstag im Februar entlang gehen, kennt niemand meine Mutter. Spätestens beim dritten Gruß von Fremden habe ich es begriffen. Das macht man hier so. Man gibt seinen Mitmenschen zu verstehen, dass sie gesehen werden.

Allerdings grüßen uns nur Spaziergänger, die so sind wie wir – oder älter. Um die 50, Mann und Frau. Vielleicht, weil Hunde und Kinder die Aufmerksamkeit zu sehr auf sich ziehen, um schnell genug reagieren zu können.

Es braucht einen Augenblick – im wahrsten Wortsinn –, um abschätzen zu können, ob das Gegenüber den Gruß erwidern wird und ob ein „Hallo“ oder ein „Guten Tag“ angemessen ist. Eine Kunst, die in der Stadt nicht geübt wird. Das Grüßen von Fremden ist nur schön, wenn man zwischendurch auch mal für zehn Minuten bei sich bleiben kann. Eiken Bruhn

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