die wortkunde:
Das Grimm’sche Wörterbuch erklärte 1818 die „Durchstecherei“ noch als etwas Betrügerisches, danach aber ging diese Konnotation des Begriffs verloren. Durchstochen wurden nur noch Berge Ohrläppchen oder Reifen, bis in die 1990er Jahre. Das Durchstechen im politischen Sinne ist deshalb ein Neologismus. Und nur im bundesrepublikanischen Sprachraum wird es sofort als Weitergabe von Informationen verstanden, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Durchgestochen wird regelmäßig an die Presse, was dabei aber Löcher bekommt, wird nie konkretisiert. Man fragt sich, worin besteht eigentlich genau der Unterschied zum Whistleblowing, eine sehr geadelte Art von Durchstecherei? Und: Wäre es deshalb für Journalisten nicht mal an der Zeit, den Begriff dahin zu entsorgen, wo er herkommt, nämlich zurück ins 19. Jahrhundert. Jörn Kabisch
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen