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Lokal für alle

Die taz nord erscheint ab Oktober ohne eigene Lokalseiten für Hamburg und Bremen. Stattdessen gibt es drei politische Nordseiten und neue Formate

Journalismus ist ja immer Vermittlungsarbeit. Vielleicht müssen wir davon künftig noch etwas mehr leisten

Von Jan Kahlcke

Gehören Sie zu den Leser:innen, die die taz von hinten lesen? Wegen der Lokalseiten? Das können Sie weiter so machen. Nur beginnt die Zeitungslektüre dann künftig mit unserer Kulturseite. Wir bauen um – und machen unsere guten, lokalen Geschichten allen Leser:innen zugänglich..

Die Lokalseiten für Bremen und Hamburg werden wir dafür auflösen. Sie gehen thematisch in unserer Nord-Ausgabe auf, die künftig von Flensburg bis Göttingen, von Ludwigslust bis Borkum gleich aussehen wird. Mit drei aktuellen, politischen Seiten, neuen Formaten und einer überarbeiteten Kulturseite als krönenden Abschluss.

Sie finden die Lokalthemen künftig also nicht mehr auf einen Blick, könnte man sagen. Andererseits war das auch bisher schon eine trügerische Gewissheit, denn die besten Themen aus den Stadtstaaten haben wir schon seit jeher auf die Nordseiten „hochgezogen“, weil sie auch für Le­se­r:in­nen in den Flächenländern interessant sind. Oder noch weiter, in die überregionale Ausgabe, in die Ressorts Innenpolitik oder Wirtschaft zum Beispiel, manchmal sogar als doppelseitige „Nahaufnahme“ auf den Seiten drei und vier.

Nun wollen wir nicht so tun, als gäbe es keine Nachteile: Natürlich wird im neuen Konzept das eine oder andere Lokalthema hinten runter fallen. Weil es zu kleinteilig ist und wir denken, dass es nicht allen Le­se­r:in­nen im Norden vermittelbar ist. Dennoch ist Journalismus ja immer Vermittlungsarbeit. Vielleicht müssen wir davon künftig noch etwas mehr leisten. Auch wenn wir dafür künftig einen Satz mehr brauchen, der Nicht-Ortskundige in die Geschichte reinholt.

Natürlich werden wir in Bremen und Hamburg weiterhin genau hinsehen. Werden darüber berichten, wenn in Hamburg mit Grund und Boden spekuliert oder in Bremen ein queeres Zentrum angegriffen wird. Denn es bleibt ja dabei: Das Gros unserer Kolleg:innen ist in Hamburg und Bremen zu Hause und stößt automatisch auf viele Themen und interessante Gesprächspartner:innen vor der eigenen Haustür. Wir sind auch nur Menschen und wollen der Welt mitteilen, was wir selbst als wichtig empfinden.

Nicht zuletzt sind die Stadtstaaten politisch besonders dynamische Gebilde. Häufig nehmen Entwicklungen hier ihren Anfang, die sich später übers Land verbreiten. Wir glauben daher, dass sich auch Le­se­r:in­nen in Diepholz oder Neumünster für das interessieren können, was sich in Bremen oder Hamburg tut – sofern es über den Einzelfall hinaus weist. Und sich im Wettbewerb mit Themen aus den Nachbarländern durchsetzt. Denn Konkurrenz belebt das Geschäft, das ist auch im Journalismus so.

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