wortwechsel: Kinder in der Pandemie – kein Grund zur Sorge?
Rein in die Schule, raus aus der Schule … Werden Kinder wie geduldige Verschiebemassen behandelt? Sind die Ungeimpften schuld an dem Schuldilemma? Egoistische Kinderfeinde?
„Kinder sind den Impfunwilligen egal: Wieso die Impfquote steigen muss“,
taz vom 4./5. 9. 21
Impfaktion: Dünnes Eis?
Die Impfkampagne ist die derzeit stärkste Strategie, was nicht berechtigt, über das dünne Eis, auf dem sie sich bewegt, alle Schwachstellen und Ungereimtheiten hinwegzusehen und Leute zu diffamieren, die, aus welchen Gründen immer, da nicht mitmachen wollen. Viele übrigens, weil sie sich vor allem darüber Sorgen machen, dass die Impfstrategie gerade für Kinder und Jugendliche unbedenklich sein soll. Es hat doch ernst zu nehmende Gründe, warum die massive Pro-Impf-Kampagne fast die Hälfte der Bevölkerung bis jetzt nicht überzeugen konnte. Die Argumentation, warum Kinder leiden wegen der Ungeimpften ergibt nur Sinn innerhalb des rigiden Rahmens der Pandemiexperten beziehungsweise eines Teils dieser Riege. Ansonsten ist diese Argumentation abenteuerlich. Die Menschen, die ich als Ungeimpfte kenne, sind außerordentlich vorsichtig im Umgang mit anderen Menschen – aus Rücksicht und Eigenschutz zugleich.
Wer auf die Impfkampagne als wirksamste Strategie setzt, sollte sich für einen weltweit gerechten, kostenlosen Zugang einsetzen. Das erscheint mir die erste gesellschaftliche Pflicht, nicht aber die eigene Gesellschaft mit der Unterstellung der Kinderfeindlichkeit auseinander zu mischen und die dritte Impfung auch für Jugendliche zu forcieren.
Burkhart Braunbehrens, Ebertsheim
Wir alle – Kinderfeinde?
Was für eine Polemik. Ich bin erstaunt. Deshalb möchte ich gerne zurückfragen: Liebe Autorin, fahren Sie Auto und verpesten Sie die Luft mit Benzinduft? Sind Ihnen deshalb Kinder egal? Gehen Sie mit Ihren Kindern durch die Stadt und setzen sie den Gefahren des Verkehrs aus? Sind Ihnen dabei Ihre Kinder egal? Kaufen Sie Dinge, die in anderen Ländern produziert werden? Sind Ihnen die Kinder, die dort für billige Produkte schuften, egal? Essen Sie (manchmal) Speisen, die konventionell angebaut wurden? Sind Ihnen die Kinder egal, die die Gifte in ihre kleineren Körper aufnehmen und mit Allergien reagieren? Verwenden Sie noch Plastiktüten oder andere Plastikprodukte? Sind Ihnen die Kinder egal, die das zerfallene Plastik in ihren Körpern anreichern und deren Wirkung keiner so genau kennt? Ist Ihnen bewusst, dass Sie – als wahrscheinlich Geimpfte – trotzdem ansteckend sind und Coronaviren weitergeben können? Sind Ihnen Kinder egal?
Matthias Erstling, Bad Dürkheim
Unnötige Panikmache?
Wenn Kinder sich also anstecken, in aller Regel aber nichts Schlimmes zu befürchten haben, dann kann man die Kirche im Dorf lassen. Erwachsene hatten und haben die Möglichkeit, sich durch Impfung zu schützen, wenn sie es nicht tun, kann das als Lebensrisiko verbucht werden, welches sie aktiv gewählt haben.
Vielleicht sollten wir uns mal langsam von einer emotional getriebenen Debatte rund um die Pandemie verabschieden. Die Panikmache hilft niemandem, am wenigsten den Kindern. Denn die brauchen jetzt vor allem eins – Normalität!
Sabrina Neugebauer, Hamburg
„Nullhypothesenbeweis“
Es ist unglaublich: Da sagt ein bekannter Virologe, der überall medienwirksam präsent ist, dass es „keinen wissenschaftlichen Beweis gibt, dass es nicht zu direkten Erkrankungsfolgen komme“, gemeint ist: bei Kindern. Um zu beweisen, dass es etwas nicht gibt, müsste man einen Sachverhalt unter allen möglichen und denkbaren Bedingungen prüfen. Da dies praktisch nicht durchführbar ist, kann der Beweis, dass es etwas nicht gibt, nicht erfolgen. Man nennt das Nullhypothesenbeweiserei. Ein derartig schlampiges Denken führt zwangsläufig zu Misstrauen gegenüber angeblich wissenschaftlichen Behauptungen, mögen sie noch so publikumswirksam gestreut werden.
Hellmut Lilienthal, Essen
„Kurswechsel bei Corona an Schulen: Keine Frage der Inzidenz“,
taz vom 30. 8. 21
Nicht vergleichbar
Wenn jetzt die Schulen wieder starten, sind Schüler die einzige Gruppe im Land, die nahezu ausnahmslos regelmäßig und auch bei Symptomlosigkeit getestet wird. Schon allein deshalb ist es logisch, dass in diesen Altersgruppen die Inzidenzen steigen werden. Und schon allein deshalb ist es logisch, dass diese „Schüler-Inzidenzen“ mit den Altersgruppen, die nicht regelmäßig auch bei Symptomlosigkeit getestet werden, nicht vergleichbar sind. Anita Herz, Augsburg
Warnung aus den USA
Die Meldungen von den Schulen in den USA sprechen den populistischen Schulöffnungsbefürwortern in NRW, Berlin, Hamburg nun wirklich Hohn! Da legt Delta quasi den Schulbetrieb lahm, im Süden sind die Intensivstationen für Kinder voll, es gibt tote Kinder, die Krankenhäuser sind überlastet, der Sauerstoff wird knapp. Soll mir bitte kein Politiker sagen, dass das nicht vorhersehbar ist und man deshalb nichts zu tun braucht. Für mich wird hier rein aus wahltaktischen Gründen mit der Gesundheit der Kinder Schindluder getrieben!
Arnulf Mainzer auf taz.de
Made in Germany
Eine schlaue Idee made in Germany: Sollen die Schüler doch eigene Firmen gründen und in den Naturwissenschaften, Wirtschaftsstunden und Technikunterrichtseinheiten Lüfter selbst entwickeln. In Rheinland-Pfalz wurde von Schülern eine (natürlich nicht vom TÜV zugelassene) Lüftungsanlage mit aus dem Baumarkt stammenden Materialien zusammengebaut, entwickelt und verwendet – und warum nicht auch vermarktet? Die pustet, wie der Entlüfter über dem Ofen, die Luft nach draußen, reinigt die Luft von Staub, Viren und Dreck. Billig und umweltschonend – von wegen dreitausend Euro. Stefan Link, Aschaffenburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen