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berliner szenenDann lieber Post als Polizei

Beim Kaffeeklatsch auf der Mauer sehe ich es blitzen, golden und silbern. Die Sonne hat zwei Scheckkarten angestrahlt, die im Gebüsch liegen. Ich will die Karten abgeben, wenn die nächste Streife vorbeikommt – blöd, heute kommt keine. Unterwegs begegne ich einer Verkehrskontrolle und versuche, meinen Fund gleich loszuwerden. Vergeblich. Er könnte die Karten zum Abschnitt schon mitnehmen, sagt der Polizist, aber weil er später noch einen anderen Einsatz hätte, sollte das lieber ich machen. Ich hab auch noch einen anderen Einsatz – und lasse mich trotzdem abwimmeln. „Es ist kein Problem, wenn Sie erst morgen dazu kommen, beim Abschnitt vorbeizufahren.“ Wo ist denn überhaupt der nächste Abschnitt? „Keine Ahnung, können Sie aber im Internet rausfinden“. Da wär ich jetzt nicht drauf gekommen.

Egal, das Wetter ist schön, das Internet sagt mir, dass ich mit dem Rad in einer Viertelstunde da bin. Vor dem Abschnitt stehen martialisch ausgerüstete Polizisten, ihre Gesichter sind unter den Helmen kaum zu erkennen. Kein angenehmes Gefühl, durch ihre Mitte zu gehen. Muss ich auch nicht. Ich habe die Scheckkarten zu Hause liegen lassen, als ich nach der Adresse geguckt habe. Beim zweiten Anlauf klappt es, auch wenn ich jetzt eine halbe Stunde im Eingang warten muss. Personalkürzungen, meint der Pförtner.

Ein paar Tage später komme ich zufällig mit einem Kontaktbereichsbeamten ins Gespräch und lästere über den Verkehrspolizisten, der mich abgewimmelt hat. „Ganz ehrlich? Da sind Sie selber schuld.“ Beim nächsten Mal soll ich den Fund einfach in den nächstbesten Briefkasten werfen. „Immer rein damit, die Post schickt das Zeug kiloweise zu uns. War aber trotzdem nett von Ihnen jewesen, junge Frau.“ Wunderbares Berliner Plusquamperfekt.

Claudia Ingenhoven

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