berliner szenen
: Der Van ist immer noch kaputt

Ich hole mein Auto aus der Werkstatt ab. Mein Auto ist eigentlich kein Auto, sondern ein Van. Ein G 20 Chevrolet Van, Baujahr 1993, 8 Zylinder, verdunkelte Scheiben. Zwei Meter breit, fünf Meter lang. Es ist große Liebe, aber wie in jeder Beziehung kriselt es manchmal. Und die letzte Versöhnung kam mich teuer zu stehen. „Sie dürfen gar nicht darüber nachdenken“, sagt der Mechaniker. „Das fällt mir schwer“, sage ich, „immerhin sind es 1.500 Euro.“

„Da sind Sie noch gut weggekommen.“ – „Was wäre denn schlecht weggekommen?“ – „Das Doppelte und der Van immer noch kaputt.“ – „Das ist eine Option?“ – „Das ist immer eine Option.“

Ich seufze.

„Dieses Seufzen kenne ich. Wir nennen das Stufe drei auf der Akzeptanzleiter.“ – „Was sind denn Stufe eins und zwei?“ – „Eins ist Werkstattwechsel, zwei ist Nachdenken, und drei …“ Ich seufze wieder. „Kann ich wenigstens bar bezahlen?“

„Aber Frau Doktor, Sie werden doch wohl eine Rechnung brauchen.“ – „Eigentlich nicht.“ – „Ich glaube schon, Frau Doktor, dass das der bessere Weg ist. Nicht, dass Sie mit einem Juristen verheiratet sind.“ – „Ich bin nicht verheiratet.“

„Frau Doktor“, sagt der Mechaniker. „Wir haben Sie alle richtig lieb gewonnen, aber irgendwann werden Sie ihren Freund ja wohl heiraten, und dann ist das auf einmal doch ein Jurist, vielleicht sogar ein Anwalt? Da ist die Rechnung dann für alle schon das kleinere Übel.“ – „Apropos Übel, funktioniert die Schei­ben­wisch­anlage wieder?“

„Tja“, sagt der Mechaniker, jetzt doch etwas zerknirscht, „leider sind die Ersatzteile vergriffen. Ich könnte aber für 950 Euro eine Sonderbestellung aus den USA veranlassen.“ Meinen entsetzten Blick bemerkend, schiebt er nach: „Oder wir machen das beim nächsten Mal. Sie kommen ja sicher wieder.“ Mein nächster Seufzer ist definitiv Stufe vier. Eva Mirasol