berliner szenen: Für dich, was soll die Frage?
Ich habe deutsch gekocht und es war fantastisch: Spinat, Püree, Spiegelei. Ich habe eine Flasche Wein getrunken. Ich habe gelästert, geschwärmt, vor Sehnsucht geseufzt, vor Freude fast mein Handy weggeschmissen. Ich habe geheizt und dafür Kohle aus dem Keller mit sportlicher Motivation geschleppt. Ich habe aufgeräumt, bis es gemütlicher wurde. Ich habe geduscht und rieche nach der Algen-Seife, die mir eine Freundin schenkte. Meine Haare lass ich offen. Die glänzen plötzlich so schön. Eine Stimme im Kopf fragt: Für wen denn? Eine andere antwortet: Na, für dich, was soll die Frage? Als Nachtisch ein Stück Schokolade.
Ich streame ein Tanzstück und stelle mir vor, wie es live gewesen wäre. Ich rufe eine Freundin in Barcelona an, die Verbindung ist zu schlecht. Ich probiere es bei Freund*innen in Argentinien, die sind aber alle zurecht draußen. Dort es ist bald Sommer und corona-mäßig endlich entspannter. Ich kann nicht von ihnen verlangen, sich in Zoom oder so was aufzuhalten.
Ich spaziere durchs Haus – nicht, dass es so groß wäre, aber vom Gefühl her. Mein Schlafzimmer ist blockiert: Eine Freundin fing eine Anti-Schimmel-Aktion an, dann kam der Lockdown und alles ist so stehengeblieben. Ich übernachte im Wohnzimmer, neben dem Kachelofen ist doch wärmer. Was machen die Freund*innen in Berlin? Kinder, Partner*innen, Mitbewohner*innen.
Bei meinen Nachbar*innen ist auch was los. Schön, durch die Wände Musik und Lachen zu hören und nicht mehr nur Husten, wie es vor ein paar Wochen war. Heute ist Samstag, erinnere ich mich. Und dann? Mediathek oder Bibliothek? Spotify oder Radio? Ach! Zu viele Optionen. Vielleicht schlafen gehen und weiter von Orten träumen, wo ich noch nie war, die sich aber so anfühlen, als wäre ich dort tausendmal gewesen. Luciana Ferrando
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