Jasmin Ramadan Einfach gesagt: Love is in the Air
„Frauen wie Melania Trump hasse ich wie die Pest“, sage ich beim Video-Dinner.
„Du kennst die doch gar nicht, vielleicht ist sie nett“, sagt eine Freundin.
„Vielleicht liebt sie ihn wirklich“, eine andere.
„Ja, einige Frauen wählen sogar Serienkiller als Zielobjekt ihrer Liebe, heiraten sie und bleiben ihnen treu ergeben bis zum Ende.“
„Warum tun die das?“
„Ist doch egal, muss ja nicht jede Verbindung aus Liebe sein, warum nicht auch andere kranke Gründe?“
„Du findest Liebe ist was Krankes?“
„Was weiß ich?! Keine Ahnung, was Liebe ist, wer hat darauf schon eine Antwort?!“
„Liebe ist die Antwort.“
„Das war schon immer Unsinn.“
„Wer hat das noch gesagt?“
„John Lennon?“
„Wenn der Irre ihn nicht erschossen hätte, hätten Yoko Ono und er sich auch noch getrennt.“
„Die wären immer wieder zusammengekommen, die waren wahrhaftig, und sie hat als Künstlerin immer ihr Ding gemacht, macht sie immer noch, sie ist eine Anti-Melania!“
„Warum war Yoko dann so unbeliebt?“
„Weil sie zu viel Macht über ihren Mann hatte!“
„Das durfte damals noch weniger sein als heute.“
„Yoko hat am gleichen Tag Geburtstag wie ich.“
„Und was tut das zur Sache?“
„Nichts. Aber ich hab keine Lust weiter über vergangene Beziehungen zu reden!“
„Dann reden wir wieder über Melania.“
„Aber was war das Thema zu Melania?“
„Frauen, die sich schlecht behandeln lassen?“
„Frauen, die beim Sex die Augen zusammenkneifen müssen?“
„Die hat immer so zusammengekniffene Augen!“
„Wahrscheinlich kommt das davon, irgendwann bleibt das so stehen.“
„Ich hab gelesen, ihr Vater wär’Kommunist gewesen.“
„Das erklärt alles, sie rebelliert gegen Daddy mit dem ekligen Republikaner.“
„Immer wird Frauen unterstellt, ihre Männerwahl stünde in direktem Verhältnis zu ihrem Vaterschaden.“
„Männern wird unterstellt, sie suchen eine, die ist wie ihre Mami.“
„Wie war die Mutter von Donald?“
„Nie was dazu gelesen. Nur über den Vater, ein übler Machtmensch.“
„Die Mutter war wahrscheinlich eine Frau an seiner Seite ohne eigenes Ding.“
„Immer dieselbe Geschichte.“
„Ist doch schön.“
„Was ist daran schön?“
„Die Überschaubarkeit. Arschlöcher haben oft Frauen mit wenig Selbstwertgefühl.“
„Da wird die Sache mit der Liebe plötzlich ganz leicht, wie ein Lufthauch.“
„Wie ein Furz im Wind.“
„Igitt.“
„Eben.“
Jasmin Ramadan ist Schriftstellerin in Hamburg. Ihr letzter Roman „Hotel Jasmin“ ist im Tropen/Klett-Cotta Verlag erschienen. Sie war für den diesjährigen Bachmann-Preis nominiert. In der taz verdichtet sie im Zwei-Wochen-Takt tatsächlich Erlebtes literarisch.
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