Rechtsstreit zwischen BR und Rapper: Kollegah verliert gegen BR
Der Bayerische Rundfunk berichtete über Coachingseminare des Rappers Kollegah. Dagegen ging dieser vor – und hat nun verloren.
Der Bayerische Rundfunk muss seinen Podcast über den Rapper Kollegah nicht korrigieren. Der Rapper, der mit bürgerlichem Namen Felix Blume heißt, hatte wegen eines kleinen Satzes über sein sogenanntes Alpha-Mentoring-Programm gegen den Bayerischen Rundfunk geklagt.
Die BR-Redakteurin Jule Wasabi hatte im August in dem Deutschrap-Podcast „Schacht & Wasabi“ berichtet, Journalisten des Magazins Vice hätten sich über Wochen in das Coaching-Programm des Rappers eingeschleust. Dies ist laut Kollegahs Anwalt eine falsche Sachaussage. Zum einen hätten die Journalisten nur acht Tage an dem Programm teilgenommen. Zudem sei in dem Vice-Bericht lediglich von mehreren Wochen Beobachtung die Rede gewesen.
Während das Münchner Landgericht Kollegah im Oktober in erster Instanz Recht gegeben hatte, kippte das Oberlandesgericht München nun die Entscheidung. Am Dienstag sagte der zuständige Vorsitzende Richter am OLG, eine Gegendarstellung sei nicht nötig. Der Kontext des Vice-Artikels lasse keine andere Schlussfolgerung als die der BR-Redakteurin zu, argumentierte das Gericht.
Die Recherche, auf die sich die BR-Redakteurin berufen hatte, war im Juli von Vice und BuzzFeed News veröffentlicht worden. Über mehrere Wochen hatte das Rechercheteam Kollegahs sogenanntes Alpha-Mentoring-Programm intern beobachtet und darüber berichtet.
Es ist von „klarer Täuschung“ und „Gehirnwäsche“ die Rede
In dem Bericht ist im Zusammenhang mit dem „Mentoring“ von „Verschwörungstheorien“ die Rede. Es werden Experten zitiert, die das Programm mit einer „Guru-Bewegung“ vergleichen, die von „klarer Täuschung“ und „Gehirnwäsche“ sprechen. Mehrere Hunderttausend Euro sollen Kollegah und die ihn unterstützende Beratungsfirma B. Consulting durch das Programm verdient haben.
Gegenüber Vice und BuzzFeed News hatten Kollegah und seine Geschäftspartner von der Firma B. Consulting die Preise und Leistungen des Programms als marktüblich bezeichnet. Außerdem erklärte Kollegah, „seine Qualifikation in Sachen Selbstorganisation und Erfolg stehe außer Frage.“
Der Rapper und seinen Geschäftspartner haben elf Abmahnungen an Vice und BuzzFeed News Deutschland verschickt – das berichtet Vice im August. Darin werfen sie den Medien unter anderem Persönlichkeitsrechtsverletzung und Diffamierung vor. Auch zahlreiche Medien, die über die Recherche berichtet hatten, haben Abmahnungen erhalten – insgesamt sollen so laut Vice mindestens 16 Abmahnungen von Kollegah und seinen Geschäftspartnern verschickt worden sein. Neben den Abmahnungen haben Kollegahs Anwälte außerdem verschiedene Redaktionen angeschrieben, darunter de Axel Springer Verlag und die Süddeutsche Zeitung.
Trotz der Abmahnungen entschied sich Vice dazu, den Artikel auch weiterhin online zu halten. „Alle von Kollegah und seinen Geschäftspartnern angegriffenen Passagen sind unserer Ansicht nach entweder Meinungsäußerungen oder belegte Tatsachen“, erklärte das Medium im August.
Kollegah geriet schon in der Vergangenheit in Kritik
Für Jule Wasabi ist die Entscheidung des OLG vom Dienstag ein Grund zur Freude. Die BR-Redakteurin erklärte am Mittwoch über Twitter, sie habe wegen des Rechtsstreits „unentspannte Monate“ hinter sich. Nach dem Gerichtsbeschluss habe sich das geändert: „Seit gestern kann ich wieder ziemlich ruhig schlafen“.
Kollegah gehört zu den erfolgreichsten Rappern Deutschlands. In der Vergangenheit hatte er wegen Antisemitismus-Vorwürfen in seinen Texten Schlagzeilen gemacht. Im April 2018 war der Musikpreis Echo nach einer Kontroverse um die Preisvergabe an ein als judenfeindlich kritisiertes Album von Kollegah und Farid Bang abgeschafft worden.
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