Hajo Schiff
Hamburger Kunsträume
: Surfer, Biker und Affen

Superlative sind immer schwierig und Rankings sowieso. Aber zu den besten 200 Sammlungen weltweit gehört das schon, was Harald Falckenberg seit 25 Jahren hier in Hamburg aufgebaut hat. Zum Jubiläum wird auf den 6.000 Quadratmetern der Harburger Phoenix-Hallen der aufwendigste, größte und wichtigste Teil der Sammlung präsentiert: sechzig Installationen von 45 Künstler*innen aus aller Welt.

Mit Sinn für die „Counterculture“ wurden oft provokante Inszenierungen zusammengetragen und teils eigens für den Sammlungszusammenhang produziert, erst für das „Pump Haus“ am Hamburger Flughafen, dann für den Standort in der umgebauten ehemaligen Gummifabrik. So referiert Jon Kesslers multimediale Rauminstallation „The Palace at 4 A.M.“ unmittelbar mit Blick aus dem Fenster auf den Harburger Aufenthaltsort der Attentäter von 9/11 auf die Twin Towers.

Heute Nachmittag ist die sonst nur mit Führungen zu besichtigende Ausstellung gratis und frei zugänglich. Von eher materialbezogenen Kombinationen bis zu explizit gesellschaftlichen Thematiken, von humorvoll bis kritisch, von wüsten Affen zu theoretischen Abhandlungen ist wieder einmal zu sehen, wie wichtig es ist, dass diese zurzeit als Leihgabe den Deichtorhallen überlassene hochkarätige Sammlung auf Dauer für Hamburg gesichert werden kann (bis 24. Mai, www.deichtorhallen.de).

International, aber auf der anderen Seite des Spektrums künstlerischer Ausdrucksformen geht es heute Abend auch in den Kohlhöfen zu: 34 Künstlerinnen und Künstler der „Low-Brow-Art“ kommen zu Feinkunst Krüger. Diese in den US-amerikanischen Subkulturen der Surfer, Biker und Comix-Freunde entstandene Bilderwelt wird auch „Pop-Surrealismus“ genannt und bleibt normalerweise unter dem Radar der hochkulturellen Galerienszene, hat aber mit der seit 2005 durchgehalten „Don’t Wake Daddy“-Serie in Hamburg zum 14. Mal einen europäisches Treffpunkt gefunden (bis 21. Dezember, www.feinkunst-krueger.de).

Von den internationalen Stars zum hiesigen Nachwuchs: Installationen sind neben Malerei und Video auch unter den 22 künstlerischen Positionen vertreten, die eine Fachjury als Vor­auswahl für die Hamburger Arbeitsstipendien 2020 nominiert hat.

Montagabend um 18 Uhr eröffnet mit Kultursenatorenrede im Kunsthaus am Klosterwall dieser Einblick in die aktuelle Hamburger Kunstszene, bei dem knapp die Hälfte der Beteiligten ein Jahresstipendium gewinnen kann (bis 12. Januar).