: Krach um Kaisers Bahn
Ist die stark befahrene Strecke zwischen Düsseldorf und Duisburg zu laut –und ein Schwarzbau? Darüber entscheidet das Verwaltungsgericht Düsseldorf
Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht verhandelt seit Mittwoch darüber, ob eine der meistbefahrenen Bahnstrecken Europas zu laut ist und illegal gebaut wurde. „Die Situation ist unhaltbar“, empörte sich Klägerin und Anwohnerin Elke Wagner. Die Gesundheitsbelastung für die Anwohner der Strecke zwischen Düsseldorf und Duisburg sei viel zu hoch.
Hunderte Züge vom ICE bis zum Güterzug rattern täglich in kurzer Taktfolge durch Düsseldorf-Angermund. Es ist eine der wichtigsten Bahntrassen Europas und eine der am stärksten befahrenen. Die Anwohner fühlen sich seit 40 Jahren hingehalten, weil in Aussicht gestellt Lärmschutzwände noch immer nicht gebaut sind und seither der Verkehr auf der Trasse massiv zugenommen habe. Nun steht auch noch der Ausbau der Strecke auf sechs Spuren für den Rhein-Ruhr-Express an. Die Anrainer machen sich dafür für eine aufwändige Tunnellösung stark.
Dass die 1845 gebaute Bahnstrecke nach heutigen Maßstäben zu laut ist, bestritt in der Verhandlung niemand. Die gemessenen Lärmwerte von 69 Dezibel tagsüber und 63 nachts seien „beachtlich“, sagte Richter Andreas Hake. Doch der Gesetzgeber habe Altanlagen von den Grenzwerten ausgenommen. „Da fällt alles hinten rüber, was vor 1974 entstanden ist“, sagte Hake. „Dass dies für die betroffenen Anwohner eine unbefriedigende Situation ist, das ist klar.“ Klägeranwalt Clemens Antweiler hatte argumentiert, die Bahn könne sich bei einem Schwarzbau nicht auf Bestandsschutz berufen. Trotz intensiver Suche seien die notwendigen Genehmigungen nicht aufgetaucht. Richter Hake führte allerdings aus, dass es auf die Frage, ob die Trasse illegal errichtet wurde, also ein Schwarzbau sei, aus seiner Sicht nicht ankomme.
Die 1845 gebaute Strecke sei ein zentrales Infrastrukturprojekt Preußens gewesen, sogar Kaiser Wilhelm habe die Eisenbahn mit „großem Bahnhof“ genutzt. Daher sehe er für die Annahme, es handele sich um einen Schwarzbau, „keine Grundlage“. Dass ein Privatunternehmen die Strecke ohne Zustimmung der preußischen Behörden gebaut haben könnte, sei „nicht vorstellbar“. Die Klage habe also „keinen Erfolg, weil Kaiser Wilhelm mit der Bahn gefahren ist“, sagte Anwalt Clemens Antweiler. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen