meinungsstark:
„Ich bräuchte irgendeinen Vogel …“
„Windräder killen Vögel“, Leserinbrief vom 17./18. 8. 19
Es gibt die beklagte Instrumentalisierung des Naturschutzes, die Annette Schwarz von Specht bezweifelt, sehr wohl. Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern berichtete 2014: „[Uns] erreichte der Anruf einer Frau, die den Missbrauch des Artenschutzes auf die Spitze treiben wollte: Bei uns in …sollen Windräder gebaut werden, und ich bräuchte jetzt irgendeinen Vogel, der dies dringend verhindert.“
Natürlich gibt es den Interessenskonflikt mit dem Naturschutz. In den Genehmigungsverfahren wird dem aber Rechnung getragen. Trotzdem können nicht alle Schlagopfer vermieden werden. Hier wird allerdings häufig mit völlig unrealistischen Horrorzahlen operiert. Die Schätzung von 250.000 Fledermäusen, die Frau Specht von Schwarz anführt, gelten unter der Annahme, dass keine Gegenmaßnahmen getroffen würden. Gegenmaßnahmen sind aber Standard. Ergibt ein Fledermausmonitoring das Vorhandensein sensibler Arten, muss bei bestimmten Wetterbedingungen abgeschaltet werden. Ich kenne mehrere Windparks, bei denen das streng befolgt wird.
Lächerlich wird es, wenn Windkraft als Gefahr für die „Stabilität der gesamten Fluginsektenpopulation“ hingestellt wird. Die Fachliteratur und auch das Bundesamt für Naturschutz nennen als Hauptgefahren für die Insekten die Beseitigung ihrer Habitate und Nahrungspflanzen, überwiegend durch die Landwirtschaft. In krassem Widerspruch dazu wird auf dubiosen Seiten im Netz die Windkraft zur Hauptgefahr für die Insekten hochstilisiert. „Fakten“ dieser Qualität tragen zu dem vergifteten Klima in der Gesellschaft bei, in dem Menschen, die der Windkraft positiv oder neutral gegenüberstehen, terrorisiert werden, wie aktuell die Bürgermeisterin im niederbayerischen Hauzenberg. Eduard Belotti, Augsburg
Eine PR-Dreistigkeit
„Zahl des Tages: 80 Prozent“, taz vom 21. 8. 19
Um 80 Prozent will die Lufthansa ihren CO2-Ausstoß senken. Was sie nicht sagt, ist, dass Flugzeuge die Energie um ein Vielfaches schneller verbrauchen, als sie nachwachsen kann. Auch können durch das vermeintliche Ökokerosin Stoffe, die derzeit durch Pflanzen am Boden gebunden sind, in die hohen Atmosphärenschichten verbracht werden. Niemand kann derzeit sagen, was dort damit passiert oder ob und wann diese Stoffe wieder auf den Erdboden absinken und erst damit den postulierten Kreislauf überhaupt wieder schließen.
„Greenwashing“ ist ein viel zu gutmütiger Begriff für diese PR-Dreistigkeit. Dirk Fleischmann, Berlin
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