Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen:
Die Kombination macht neugierig: die junge Dramatikerin Katja Brunner, die 2013 mit erst zweiundzwanzig Jahren für ihr erstes Stück mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet wurde, und die junge Regisseurin Pinar Karabulut, die ebenfalls bereits mit ihrer ersten Inszenierung zu einem der wichtigsten Nachwuchsfestivals eingeladen wurde. In der Volksbühne bringt Karabulut am 23. Mai nun die Uraufführung von Katja Brunners neuem Stück heraus. „Die Hand ist ein einsamer Jäger“ handelt von weiblich identifizierten Existenzen, die sich vom männlichen Blick zu „phantasmatischen Gefälligkeitsrobotern“ abrichten ließen: „In zu enge Räume und Kleider gezwängt, drängen sich junge und alte, allzu zarte und überbordende, sich krümmende und ausdehnende Leiber, die es der Sprache nicht recht machen können und über die trotzdem alle reden.“ (Volksbühne, ab 23. 5. , 20 Uhr).
Im Deutschen Theater beginnen am 24. Mai die Autorentheatertage, die traditionell zum Ende der Spielzeit für zehn Tage eine geballte Ladung deutschsprachige Gegenwartsdramatik präsentieren. Den Auftakt macht einen internationaler Schwerpunkt, der „Radar Ost“ überschrieben ist, und u. a. Theater aus Russland, Ungarn, der Ukraine, Tschechien und Belarus auf die Bühnen in der Schumannstraße bringt. Ein Höhepunkt ist Kirill Serebrennikovs Nekrasov-Inszenierung „Who is Happy in Russia?“ vom Moskauer Gogol Center. Serebrennikov wurde erst im April aus einem zwanzigmonatigen Hausarrest entlassen. Trotzdem steht er in Moskau weiterhin vor Gericht, auch wenn die Triftigkeit der gegen ihn erhobenen Vorwürfe von vielen angezweifelt wird. Er habe als Theaterleiter öffentliche Gelder veruntreut, heißt es unter anderem. Ein weiterer Höhepunkt von „Radar Ost“ ist der von Jan Mikulášek am Prager „Theater am Geländer“ inszenierte Abend „Europeana“. Auf der Basis einer stilisierten Chronik des 20. Jahrhunderts, die der in Paris lebende tschechische Schriftsteller Patrik Ouředník um die Jahrtausendwende verfasste (und die ein Bestseller war), zeigt Mikulášek ein Europabild der besonderen Art: im Rahmen eines Firmenmeetings wird noch einmal im Schnelldurchlauf das 20. Jahrhundert reenacted. (Deutsches Theater: „Radar Ost“, 24.–26. Mai, alle Infos: www.deutschestheater.de).
Kaum ist außerdem das große Theatertreffen beendet, startet am 24. 5. auch schon das „Theatertreffen der Jugend“, das bis 1. 6. herausragende Produktionen junger Theatermacher*innen zeigt. (Berliner Festspiele: „Theatertreffen der Jugend“, alle Infos: www.berlinerfestspiele.de).
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