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berliner szenenVoll modern, mitten in Berlin

Drinnen, bei der Re:pulica, geht’s ums Digitale. Gerade hat sich Sascha Lobo im Dauertremolo über Deutschland lustig gemacht. Er hat von Ruanda erzählt, von der smarten Hauptstadt Kigali, in der die Straßenlaternen merken, ob gerade Menschen in den Straßen unterwegs sind, und sich von selbst runterdimmen, wenn nicht. Deutschland dagegen! Dieses Berlin! Da müssten die Lampen im neuen Flughafen BER rund um die Uhr brennen! Und das schon viele Jahre vor der ersten Flugbewegung.

Draußen vor der Tür steht ein Motz-Verkäufer unter dem trotz des Betriebs eher fahlen Schein einer Straßenlaterne. Ein stattlicher Mann. Er ist auch abends um halb elf noch gut gelaunt, fragt: „Zeitung gefällig, oder vielleicht ’ne kleene Spende?“ Ich denke: Och nö, die Motz. Beim letzten Mal bin ich reingefallen. Da hat mir einer die Februar-Nummer angedreht, eine triste, bitterkalte Ausgabe, grau in grau, und das in den wunderschönen ersten Apriltagen.

Aber, denke ich, da kann ja nun der freundliche Mann gar nichts für, der vor mir steht. Ich krame in meiner Hosentasche nach Münzen. Bei dem Funzellicht kann ich beim besten Willen nicht erkennen, welche davon 1 Euro ist. Und ich will ihn nicht mit 20 Cent abspeisen. Er sagt: „Da kann ich helfen“ und zieht eine Taschenlampe hervor.

Eine Gruppe Männer kommt vorbei. Sie sind ganz begeistert. „Das ist ja ein Service!“, sagt einer ungläubig. Sie kommen mit dem Verkäufer ins Gespräch. Wie sich herausstellt, haben sie keine Münzen zur Hand, die ihrer Freude über den gut sortierten Mann angemessen wären. Da sagt er: „Sie können auch über Paypal spenden.“ Er meint es offenbar ernst. Jedenfalls bleiben sie noch eine Weile bei ihm stehen. Sascha Lobo hätte seine Freude gehabt.Jan Kahlcke

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