brief des tages:
Sprechen und aufzeigen und „aber“ sagen
„Allein auf weiter See“, taz vom 22. 1. 19
Die Archen, die im Mittelmeer schwimmen, sind Auffangstätten für Menschen in schwerster und tiefster Not. Sie nehmen umgerechnet eine Handvoll Leute auf und Europa betreibt Haarspalterei in Sachen Aufnahme. Das ist entmenschlichtes Denken und die Leute auf der Straße sind stumpf geworden, ärgern sich über Trivialstes und wollen kritische Stimmen überhaupt nicht hören, weil man ja nichts machen kann und nicht alle Flüchtlinge aufnehmen kann. Und die Ausländer – überall …
Schlage ich die taz auf, wird mir elend, mach ich sie wieder zu, geht es mir auch nicht gut. Das Einzige, das ich tun kann, ist sprechen und sprechen und aufzeigen und „aber“ sagen. Nützen tut’s nicht viel, doch Worte sind ausgesprochen und das Bewusstsein nimmt sie auf und lässt sie wirken, vielleicht. Meiner Erfahrung nach will man gar nicht wissen, wie es wäre, wenn, zu utopisch, zu idealistisch, zu altruistisch, weil … Ich habe keine Hoffnung auf Einsicht, weder bei den auf Stammhirnniveau Waltenden noch bei den guten rechten wirbellosen Leuten, ich habe resigniert und rede trotzdem weiter, jeden Tag aufs Neue. Ulrike Dajcman, Bad Boll
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