meinungsstark:
Die taz ist auch meine Zeitung
„Liebe taz-Leserinnen, -Genossinnen, -Unterstützerinnen, danke!“, taz vom 24./25./26. 12. 18
Liebe Barbara Junge, ohne das Datum zu wiederholen, zu dem der scheidende Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch das Ende der gedruckten täglichen taz anpeilt, loben Sie weiter (nur) die Digitalstrategie und wollen aktiv dafür arbeiten, die gedruckte tägliche taz als solche auslaufen zu lassen. Anders kann ich Ihre Worte nicht deuten.
Zugleich loben Sie die „Zukunftsdiskussion“ dazu. Ich werde den Verdacht nicht los, dass diese mehr der Vorbereitung der Papierleser*innen auf das „vermeintlich Unvermeidliche“ diente als der Meinungsfindung, was der richtige Weg in die Zukunft der taz in welchem Zeitraum ist. Es scheint, als ob dieser für Sie und die Unterstützer*innen der weitestgehenden Digitalisierung in Redaktion, Verlag und Vorstand der taz bereits vor den Diskussionen unverrückbar feststand und -steht.
Ich möchte Sie vor solcher Starrheit warnen. Neben einer guten Digitalstrategie, bei der die taz spät dran ist und die noch immer von Papierleser*innen subventioniert wurde und wird, braucht es auch die tägliche taz auf absehbare Zeit in gedruckter Form, wobei neue Vertriebswege, gegebenenfalls Post, zu prüfen sind. Preissteigerungen werden unvermeidlich sein, und die Bereitschaft, diese in Kauf zu nehmen, haben bereits zahlreiche Leser*innen bekundet.
Was nicht geht, ist, dass die Verantwortlichen gegen einen erheblichen Teil der taz-Leser*innen und -Eigentümer*innen eine Digitalstrategie mit dem Ziel der baldigen Abschaffung der täglichen Papierzeitung auf Gedeih und Verderb durchsetzen. Wenn im nun beginnenden Jahr 2019 nicht eine Strategie deutlich wird, mit der auch die gedruckte taz auf absehbare Zeit weiterentwickelt wird, wird nichts anderes übrig bleiben, als dass Genoss*innen auf der nächsten Genossenschaftsversammlung einen Antrag einbringen, der den Vorstand beauftragt, eine solche Strategie zu entwickeln.
Ich halte eine Mehrheit für einen solchen Antrag für realistisch, zumal die Papierliebhaber*innen – im Gegensatz zu den Digitalfreund*innen – den jeweils anderen Vertriebsweg nicht bekämpfen. Die taz ist nicht nur das Projekt der Mitarbeitenden, die einen gewissen Lohnverzicht üben, sondern auch das Projekt der Genoss*innen, die auch dann schon eine Negativverzinsung ihrer Anteile in Kauf nahmen, als es noch Zinsen gab. Somit ist es auch meine Zeitung. Markus Strobl, Berlin
„Der König hat eine Bataille verloren“
„Mein Gott, Sahra!“, Brief vom 2./3. 1. 19
Der von Gérard Carau angeführte Aufruf, „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht!“, stammt nicht von dem „preußischen König“, sondern von dem Kommandanten von Berlin, Graf von Schulenburg-Kehnert, und wurde auch nicht im Jahre 1813 erlassen, sondern 1806, nach der verlorenen Schlacht von Jena und Auerstedt. Sein Wortlaut: „Der König hat eine Bataille verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht. Ich fordere alle Einwohner Berlins dazu auf. Der König und seine Brüder leben!“
Entscheidend ist das in der populären Fassung unterschlagene „jetzt“. Denn diese Spezifizierung bezieht den Appell auf die kritische Lage nach der Schlacht, als Nachrichten noch nicht vorlagen, wilde Gerüchte umliefen und Massenpanik mit Hamsterkäufen, Verteuerung von Lebensmitteln etc. drohte. In Bezug auf diese Lage war der Aufruf vernünftig und angemessen, ja sogar notwendig. Mit anderen Worten: Den allgemeinen Appell, der so prägnant den angeborenen Untertanengeist der Deutschen in einem Satz zusammenfasst, gibt es in Wahrheit gar nicht. Burkhard Ganzer, Palzem
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