„Wie ein Kopftuch oder Hut“

Demo Ein „Kippa-Flashmob“ erinnert an den Angriff auf den Berliner Rabbi Alter vor einem Monat

■ 51, arbeitet als Tagesmutter und hat mit Freunden die Initiative „Bremer BürgerInnen gegen Apartheid und Hass“ gegründet.

taz: Frau Lahusen, Sie werden sich am Dom versammeln, also an der Stelle, wo jeden Samstag eine kleine Gruppe Menschen gegen die Politik Israels demonstriert – Zufall?

Elisabeth Lahusen: Natürlich wollen wir auch dagegen ein Zeichen setzen. Es kann nicht sein, dass viele jüdische Mitbürger sich nicht trauen, die Kippa zu tragen, aus Angst, bepöbelt oder sogar angegriffen zu werden. Ich kenne persönlich jemanden, der ist schon über 80 Jahre alt und trägt über seiner Kippa immer eine Baseballmütze. Das hat der Berliner Rabbi Daniel Alter im Übrigen sonst auch immer gemacht!

Die Samstags-Demonstranten nennen sich „israelkritisch“ – ist das nicht etwas anderes als antisemitisch?

Meiner Meinung nach handelt es sich dabei um Judenhass. Es ist schon auffällig, dass gegen keine andere Mauer auf der Welt demonstriert wird, zum Beispiel dagegen, dass sich Europa komplett gegen Afrika abschottet. Jeder redet davon, wie viele Araber fliehen mussten, aber nicht, wie viele Juden bei der Gründung Israels aus den arabischen Ländern vertrieben worden sind, obwohl die jüdische Nakba deutlich mehr Opfer hatte.

Warum versammeln Sie sich denn dann nicht auch am Samstag, sondern bereits heute?

Weil genau heute vor einem Monat Rabbi Alter und seine Tochter angegriffen wurden. Aber wir haben durchaus schon darüber nachgedacht, dass diese Aktion nicht einmalig bleibt – und wir uns in Zukunft auch samstags am Dom treffen.

Müssen die Flashmob-Teilnehmer sich selbst eine Kippa mitbringen?

Das dürfen sie natürlich gerne tun, aber wir werden rund hundert Stück bereitstellen und hoffen, dass sie auch getragen werden. Wir sind der Meinung, dass eine Kippa genauso zum Alltagsbild gehören sollte wie das Kopftuch oder ein Hut!  INTERVIEW: SIMONE SCHNASE

15 Uhr, am Dom