piwik no script img

Nils Schuhmacher Hamburger SoundtrackZweimal das Gleiche ist noch lange nicht dasselbe

Nur weil man einen Namen nicht versteht, ist dieser noch lange nicht exotisch“, heißt es im Ankündigungstext des Internetportals „Popfrontal“ für das Konzert der aus der Sahara stammenden Band Tami­krest (1. 11., Elbphilharmonie). Die mittlerweile auf Big-Band-Format angewachsene Gruppe stammt ursprünglich aus dem nördlichen Mali. Sie vermischt musikalische Einflüsse der Tuareg, zu denen die Mitglieder selbst zählen, mit westlichen Rock- und Pop-Traditionen und gilt seit einigen Jahren schon als hoch gehandelte Vertreterin einer politischen afrikanischen Blues-Tradition.

So schön die Musik, so verlockend auch der Satz, denn er lässt sich in seiner Grundstruktur auf alle möglichen anderen Zusammenhänge übertragen, um das Feld zwischen dem Sein der anderen und der eigenen Assoziation zu durchmessen. „Nur weil das Bauhaus unpolitisch ist, ist es noch lange nicht unpolitisch“, muss man zum Beispiel sagen, wenn man die jüngsten Vorgänge um die Band Feine Sahne Fischfilet verfolgt hat, die offenbar kein Exil im Theater nötig hat, um in Dessau aufzutreten, sondern sich anderweitig selbst zu helfen weiß (6. 11., Brauhaus).

Und wo man schon mal dabei ist: „Nur weil man ins Theater strebt, ist man noch lange kein Schauspieler.“ Oder Regisseur. Zumindest gilt dies für die wackeren Tocotronic, die vor 25 Jahren im warmen Schoß der Hamburger Schule groß wurden und heute zu den letzten größeren Leuchttürmen eines noch nicht komplett in Belanglosigkeit versunkenen hiesigen „Diskurs“-Pop gehören. Nein, sie präsentieren nicht ihre Geschichte als Musical, sondern kommen einfach nur mal so zu einem Geburtstag vorbei (3. 11., Thalia). Danke (für beides).

Und zu guter Letzt: „Nur weil man auf dem Foto nicht zu erkennen ist, heißt das nicht, dass es kein Foto gibt, auf dem man zu erkennen ist.“ Der Rapper Cro (9. 11., Barcley-Card-Arena) hat vor einigen Tagen für ein Bild seine obligatorische Pandamaske abgenommen. Allerdings hielt er sich dabei eine Katze vor das Gesicht, sodass man ihn weiterhin nicht erkennen konnte. Seitdem ist im Netz nicht nur ein weiteres Katzenfoto zu finden. Die Fans spekulieren auch, ob es sich überhaupt um den richtigen Cro handelt. Sie können damit aufhören, weil sie jetzt wissen: Ein Bild von ihm ohne Maske und ohne Katze finden sie im Buch „Kerlekulte“ von 2012. Keine Ursache.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen