meinungsstark:
4.300 Zeichen für Jan, 1.224 für Aleida
„Radikal gegen nationalistisches Denken“, taz vom 13. 10. 18
Aleida und Jan Assmann haben den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten. Beide sind verdiente, originelle Wissenschaftlerinnen mit jeweils eigenständigem Werk.
Micha Brumlik würdigt das Schaffen von Jan Assman mit 4.300 Zeichen, das von Aleida Assmann mit 1.224. Ziehen wir die Anmerkungen über ihren Vater ab – über Jan Assmanns Vater und über beider Mütter erfahren wir nichts –, wären es noch weniger. Statt einer Abhandlung über die strukturell unterfütterte und kulturell in Köpfen und Haltung tief verankerte Ignoranz und Abwertung des intellektuellen Schaffens von Frauen sowie von „Frauenarbeit“ allgemein, nur dies: Solch eine „ Würdigung“ ist unangemessen, undemokratisch und unhöflich. Oder der Autor möchte uns zu verstehen geben, dass Aleida Assmanns Werk vergleichsweise unbedeutender und uninteressanter ist. Das hätte er dann aber argumentativ ausführen sollen. Sabine Stövesand, Hamburg
Es geht auch ohne Notarzt
„Der Arzt aus dem Livestream“, taz vom 12. 10. 18
Keinesfalls ist das therapiefreie Intervall durch das bloße Fehlen eines Notarztes gekennzeichnet, sondern durch das gänzliche Fehlen einer geeigneten Hilfe. Das therapiefreie Intervall endet somit spätestens mit dem Eintreffen eines Rettungswagens an der Einsatzstelle. Die Kollegen sind sehr wohl in der Lage, selbstständig lebensrettende, auch invasive Maßnahmen durchzuführen, auch ohne Notarzt. Das ist nicht erst seit Einführung des Notfallsanitäters so, sondern galt schon für Rettungsassistenten. Mir ist bis dato aus meinem Kollegenkreis oder eigenem Erleben kein Fall bekannt, in dem ein Patient aufgrund des Fehlens eines Notarztes Schaden nahm oder gar verstarb. Dies spricht für die engagierten und kompetenten nichtärztlichen Kollegen.
Es sollte in Aus- und Fortbildung investiert sowie der rechtliche Rahmen besser abgesteckt werden, um die Kompetenz des nichtärztlichen Personals zu stärken. Dazu gehört auch, den Notfallsanitäter als Heilberuf anzuerkennen, damit sie rechtlich abgesichert einen Großteil der Patienten selbst versorgen können. Notärzte können dann gezielt zu Patienten und Teams gelenkt werden, die deren Hilfe unbedingt benötigen. Allerdings muss die Politik das Problem erkennen und die Ärzteverbände müssen ihr Therapiemonopol öffnen. Rico Jurke, Niesky
Akzeptierende Jugendarbeit
„Religionen sind antiquiert“, taz vom 8. 10. 18
Van Dannen behauptet, „das sozialpädagogische Konzept „akzeptierende Jugendarbeit‘“ gehe von einem „bestimmten rechten Gedankengut aus“. Das ist völliger Quatsch! Das genannte Konzept wurde von dem fortschrittlichen Professor für Sozialpädagogik an der Hochschule Bremen, Franz-Josef Krafeld, entwickelt. Er ging von dem alten Prinzip der Pädagogik aus, die Klienten dort abzuholen, wo sie stehen. Nicht nur – aber auch – „rechte“ und andere randständige Jugendliche sollten erreicht werden, ohne dass ihre Meinungen, Vorurteile und Haltungen von vornherein diffamiert werden. Sonst würde man sofort auf Abwehr stoßen und den Kontakt gar nicht erst aufbauen können.
Ziel war in allen Fällen – egal ob randalierende Fußballfans, Hooligans, „rechte“ Jugendliche oder Straßenkinder – eine demokratische und sozialverträgliche Einstellung bei den jeweiligen Zielgruppen. Dass das Konzept vor allem in Ostdeutschland von rechten Rattenfängern missverstanden und aufgegriffen wurde, hat Krafeld sehr geärgert! Jürgen Fiege, Bremen
Ausverkauf eines Biosiegels
„Bioland gibt Lidl sein Siegel“, taz vom 12. 10. 18
Traurig. Bioland schmeißt sich ausgerechnet dem Lidl-Konzern an die Brust, wo es fast nur plastikverpackte Produkte gibt, wo man nach Glasflaschen suchen muss, wo die offenen Kühlregale die Klimaanlage im Sommer ersetzen. Der Ausverkauf eines bisher noch einigermaßen vertrauenswürdigen Siegels. Bioland unter Wasser. Haie in Position. Hildegard Meier, Köln
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