wortwechsel: „40 Jahre taz: Toll, dass ihr durchgehalten habt“
Viele erhitzte Debatten ließen sich auf taz-Papier lesen. Mit großem Engagement griffen Leserinnen und Leser ein, kritisierten, korrigierten und ergänzten. So soll es bleiben
Mit feuchten Augen
die Tageszeitung, Null-Nr. 1
Liebe taz, mit leicht feuchten Augen habe ich die heutige Ausgabe zu 40 Jahren taz gelesen. Ich gehöre auch zu denjenigen, die zwar nicht die Nullnummer im Abo erhielten, aber die taz noch vor der ersten regulären Nummer abonnierten. Dabei ist mir mit etwas Schrecken aufgefallen, dass nun wirklich 40 Jahre vorbei sind.
Ich weiß, ich komme jetzt mit einem schweren Anliegen: Was ich mir in dieser „taz 40 Jahre“ gewünscht hätte, wäre eine Anzeige mit denjenigen, die nicht mehr unter uns weilen, aber die taz mit Herzblut mitgetragen haben – und jetzt werde ich pathetisch – „in guten wie in schlechten Zeiten“. Ich nenne einfach mal drei von so vielen: Klaus-Peter Klingelschmitt, Christian Semler, aber auch Günter Thews von den 3 Tornados, der immer, wo er auftrat, die taz „bewarb“. Es wäre schön, die Namen noch mal aufzulisten in einer vielleicht „lustigen als auch traurigen Anzeige“; selbst eine mithilfe Gerhard Seyfrieds oder TOMs gestaltete Anzeige könnte ich mir vorstellen. Mir ist klar, welches Problem es dabei gibt, nämlich keineN zu vergessen. Aber vielleicht habt ihr ja eine Idee hierzu, die taz hat ja immer tolle Ideen! Gerhart Häfner, Darmstadt
Welch ein Zeitsprung
die Tageszeitung, Null-Nr. 1
Welch ein Zeitsprung – vor 40 Jahren die Nullnummer der taz! Wie haben wir damals auf den Tag hingefiebert. Und dass wir sie jetzt noch einmal in Händen halten, ist ein besonderer Genuss. Vielen Dank euch allen. Toll, dass es die taz gibt und ihr bis heute durchgehalten habt.
Peter Lessmann, Köln
Tut gar nicht weh
„Wird teuer, ist schwierig – streichen“, Briefe vom 26. 9. 18
Verfolgt man die Leserbriefe der letzten Wochen zur Einstellung der Papier-taz, scheint der Weltuntergang bevorzustehen. Nein, Meinungsumfragen sehen die AfD nicht bei 50 Prozent, und auch das Weltklima wird sich in den nächsten 10 Jahren nicht um 5 Grad aufheizen.
Und auch das Ende der taz ist nicht in Sicht (hoffentlich). Es geht – Achtung! – um das Format, mit dem uns taz-Lesergemeinde guter Journalismus präsentiert werden soll. Nicht mehr und nicht weniger. Aus meinen persönlichen Erfahrungen kann ich feststellen, dass meine Umstellung von Papier auf Tablet nicht wehtat und ich die Papier-taz nicht vermisse, zumal auch kleine Tische zum Lesen ausreichen. So, und jetzt sollten wir uns wieder wichtigeren Themen zuwenden, siehe oben. Oliver Traub, Oldenburg
Leichte Sprache zu leicht
„Hater-Wetter“, taz vom 25. 9. 18
Der Kurzkommentar kritisiert Susanne Gaschkes Kritik an einer Beilage der Zeitung Das Parlament. Die Beilage war in einfacher Sprache. In dem Kommentar wird dabei nicht gesagt, was in der Beilage stand, auch nicht, was Susanne Gaschke geschrieben hat. Verärgerung wird nur darüber geäußert, dass Susanne Gaschke den Text „dumm“ fand. Der Kommentar klingt so, als ob Susanne Gaschke leichte Sprache dumm findet.
Aber das sagt sie nicht. Sie stört, dass in den Leichte-Sprache-Texten (LST) nicht gut erklärt wird. Sie stört auch, dass die Grammatik in LST nicht gut ist. Ich finde auch oft, dass LST schwierige Sachen nicht gut erklären. Sie lassen wichtige Informationen weg. Ich verstehe auch Texte in schwieriger Sprache. Aber ich finde: Leichte-Sprache-Texte müssen gut erklären. Sie dürfen nicht Sachen weglassen, nur weil sie schwierig zu erklären sind. Menschen, die Leichte Sprache lesen wollen, sind nicht dumm. Sie wollen alles verstehen. Wenn Leichte Sprache das nicht kann, hilft sie nicht. Silke Karcher, Berlin
Parallelgesellschaft
„Selig sind die Mächtigen“, taz vom 26. 9. 18
Ihr Guten bei der taz, bei der ganzen Diskussion über den Missbrauch von Kindern in der Obhut der Kirche möchte ich eines ganz konkret wissen: Wie viele Täter wurden inzwischen angeklagt, verurteilt und mit Haftstrafen belegt? Gibt es dazu offizielle Zahlen? Sind Religionsgemeinschaften eine straffreie Parallelgesellschaft außerhalb unserer gesellschaftlichen Normen und Gesetze? Stephan Völz, Hamburg
Mahnen vor der Kirche
„Mahnen, wachen, hetzen“, taz vom 26. 9. 18
Das Gebaren der sogenannten LebensschützerInnen nimmt zunehmend groteskere Formen an. Da es sich ja vor allem um „christliche“ Akteure handelt, lässt sich fragen, warum sich die Besorgnis nicht auf die lebenden Kinder richtet, vor allem wenn, wie jetzt die gerade erschienene Studie zum „sexuellen Missbrauch“ an Kindern zeigt, Priester und andere Ordensleute über Jahrzehnte Kindern Gewalt angetan hatten und wohl noch tun. Das kann doch wohl auch nicht Gottes Wille sein. Hier wären vielleicht Mahnwachen vor Gotteshäusern angebracht, um die real existierenden Kinder vor weiterer Unbill zu bewahren. Helga Schneider-Ludorff, Oberursel
Drohen und vertuschen
„Selig sind die Mächtigen“, taz vom 26. 9. 18
Ach, was muss man oft von bösen
Priestern in Journalen lesen,
die, statt sexuell zu reifen,
sich an Kindern schlimm vergreifen.
Und von Päpsten, Kardinälen,
die dazu viel Stuss erzählen,
die als Vorgesetzte pfuschen,
leugnen, drohen und vertuschen.
Statt zu jammern und zu klagen,
sollten sie es endlich wagen,
Priestern Sex nicht zu verbieten,
denn so schafft man oft Banditen.
Sex ist ein Geschenk des Herrn,
kaum ein Mensch hat Sex nicht gern.
Kirchen, die die Täter kennen,
sollten deren Namen nennen.
Wolfgang Klosterhalfen, Düsseldorf
Ja, eine Zäsur
„Offener Aufstand gegen Merkel“, taz vom 26. 9. 18
Ja, die Wahl des neuen CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden ist eine Zäsur, und sie ist eine Niederlage für Angela Merkel. Schon allein deshalb, weil die Bundeskanzlerin das Ergebnis höchstselbst als solches bezeichnet und wenig Interpretationsspielraum gelassen hat. Doch, Sensation und Machtfrage hin oder her, ein Ralph Brinkhaus macht noch keinen Sommer; nicht für die CDU, nicht für die Union und schon gar nicht für die Groko, die sich, gefühlt, allesamt im Übergang Herbst/Winter ihrer politischen Möglichkeiten befinden.
Indes könnte es sich die Groko auch selbst deutlich einfacher machen, wenn sie sich endlich durchweg ihres „eigentlichen“ Auftrags besänne, sich auf Koalitionsvertrag und Sachfragen konzentrierte. Verantwortungsvoll führen und regieren eben. Ira Bartsch, Lichtenau-Herbram
„Of color“oder „farbig“?
„Was nun, AfD-kleinredende Kolleg*innen?“, taz vom 24. 9. 18
Fatma Aydemir schreibt, dass die Bezeichnung von Menschen dunkler Hautfarbe als „farbig“ nicht korrekt ist. Liest man Beiträge von Insidern des Sprachpurismus, scheint vielmehr „People of color“ korrekt zu sein. Also das Gleiche auf US-Englisch. Kann mir das mal jemand erklären? Adolf Claussen, Bremen
Hohe Bußgelder
„E-Bikes unter Verdacht“, taz vom 24. 9. 18
In Holland haben Fahrradfahrer immer Vorfahrt! Wenn Autofahrer Fahrradfahrern die Vorfahrt nehmen, bekommen sie hohe Bußgelder. Wenn Sie schreiben, dass Autofahrer Rücksicht nehmen auf Fahrradfahrer in Holland, stimmt das so nicht.
Hans de Vries, Stadtkyll
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