heute in hamburg
: „Hip-Hop war schon immer Provokation“

Foto: Jörg Wachsmuth

Maximilian Spohr, 47, produziert Hip-Hop-Dokumentationen und ist Mitveranstalter des „Golden Sneakers“- Festivals.

Interview Naomi Bruhn

taz: Herr Spohr, in der Ankündigung Ihres Dokumentationsfestivals heißt es: „Hip-Hop ist real“. Was ist damit gemeint?

Maximilian Spohr: Hip-Hop befasst sich mit dem echten Leben. Der Text und die Botschaft sind sehr wichtig. Er zeigt die Höhen und Tiefen der Künstler, mit denen sich viele Menschen identifizieren können. Dadurch gibt es eine ungemein starke Gemeinschaft unter den Hip-Hop-Fans.

Früher galten Rap und Hip-Hop als sozialkritisch, heute haben Künstler Erfolg, die mit Reichtum prahlen, woran liegt das?

Ich denke, dass die soziale Ungerechtigkeit in den letzten Jahren größer geworden ist und durch die Kommerzialisierung gibt es eben viele Leute, die von diesem Reichtum träumen. Ich selber würde solche Sachen nicht hören. In früheren Rap-Videos ging es zwar auch schon um Geld und dicke Autos, aber heutzutage ist der Inhalt einfach flacher geworden.

Wieso findet antisemitischer und sexistischer Inhalt so viel Unterstützung?

Hip-Hop war schon immer eine Provokation. Wenn man sich heutzutage Hip-Hop-Videos im Netz anschaut, fühlt man sich von jedem dieser Typen bedroht. Es findet einfach starke Verrohung statt und gerade in Deutschland ist das extrem. Das finde ich grotesk, denn als Rapper hat man eine Verantwortung.

Wo sind die sozialkritischen Rapper heute ?

Hip-Hop-Dokumentationsfilmfestival „Golden Sneakers“, 25.–27. Juli, Sternschanze 1, 17 Uhr

Die sind schon noch da. Viele von denen versuchen auch gegen die Gewaltverherrlichung aufzuklären. Es gibt einfach sehr viele neue Rapper.

Sie wollen eine Alternative zu primitivem, sexistischem Rap zeigen. Wird man bei dem Dokumentationsfestival auch Frauen im Rap zu Gesicht bekommen ?

Ja, das war mir wichtig. Der beste Film des Festivals „Brooklyn“ thematisiert das. Es geht um eine Frau aus Frankreich, die sich im Rap-Geschäft behaupten muss. Mir geht es darum, die positive Seite des Hip-Hop zu zeigen und dazu gehört die Wertschätzung des Gegenübers, egal woher er kommt und welches Geschlecht derjenige hat.