piwik no script img

das körperdetailIm Torjubel ein inniger Dank mit dem Mund

Die Erotik des Fußballs: Eric Dier freut sich mit seinen Teamkollegen Foto: imago

Szenen wie diese sieht man bei der Fußball-WM öfter, die TV-Kameras zeigen sie, wir als Publikum können sie registrieren, aber Fotos werden von diesen Millisekunden Innigkeit kaum überliefert. Wie auf diesem Bild beispielsweise: Eric Dier hatte gerade den siegbringenden Elfer gegen Kolumbien versenkt. Sofort wird er in eine so kuschelig wie ruppig anmutende Traube aus Mitspielern eingehüllt.

Das Glück des Teams drückt auch sein Mannschaftskollege Dele Alli aus, hier an seiner rechten Seite zu sehen. Und der haucht Dier, dem Nervenstarken, auf die linke Halspartie einen Kuss auf. Das kommt natürlich einer Verletzung der Norm gleich, nach der Männer einander alles zufügen dürfen, aber eben keine Küsse, am allerwenigsten solche von Mund zu Mund. Aber auch innige Gesten wie ein Schmatzer auf die Hautpartie unterhalb des Kopfes gehen eigentlich gar nicht – aber sie zeigen an, wie nah, ja sehr nah Teammitglieder einander stehen.

Das möchte jetzt mit Schwulem nicht gleichgesetzt werden, aber im Homosexuellen ist ja schon die Grenze vom Homosozialem (die erotisch gestimmt sein kann, aber Sexuelles ­ausspart) überschritten, deshalb werden diese (be)rührenden Szenen auch nicht wahrgenommen bzw. wird über das zu Sehende nicht gesprochen. Alli dankt Dier für getanes und geglücktes Werk, und weil so viel Befriedigung darin liegt, drückte der Dankende sich mit dieser gar nicht rüden Geste aus.

Solche fast – aber auch nur fast – intimen Zeichen, auf dass kein Blatt mehr zwischen zwei Spieler passt, gibt es immer wieder zu sehen, bei allen Teams, bis zum Finale. Es ist immer wieder schön anzusehen. jaf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen