Gastkommentar Weltumwelttag: Umweltpolitik ist existenziell für alle
Umweltschutz wird hierzulande als politischer Luxus begriffen – dabei ist er mit sozialen Gerechtigkeitsfragen untrennbar verwoben.
S ich für Umweltschutz zu entscheiden, ist hierzulande oft mit einem luxuriösen Image behaftet. Politik kann es sich – vorgeblich – leisten, zwischen Emissionsreduktion und Arbeitsplätzen abzuwägen. Als Verbraucher entscheiden wir zwischen konventionellen und teureren nachhaltigeren Produkten. Wer auf Umweltschutz achtet, hat anscheinend keine dringlicheren oder wirklich existenziellen Probleme.
Tatsächlich ist es ein Privileg, sich nicht für Umweltschutz entscheiden zu müssen. Wir können uns diese vermeintliche Freiheit nur leisten, da wir von den Folgen kaum betroffen sind. Unsere Versorgungsketten funktionieren auch dann, wenn es in anderen Teilen der Welt zu Umweltkatastrophen kommt; Während Menschen, die aufgrund von Umweltkatastrophen flüchten, Asyl verwehrt wird.
Ein Blick auf Bewegungen von indigenen Gruppen in Lateinamerika zeigt, wie untrennbar der politische Kampf für Umweltschutz dort mit der eigenen Existenz verbunden ist. Etwa im Amazonasgebiet, wo der Lebensraum durch Ölförderung und Rodungen bedroht ist. Hier werden Ideen verteidigt und entwickelt, die alle Menschen und die Natur als gleichwertig anerkennen und damit eine Alternative zum kapitalistischen Raubbau an der Natur darstellen.
ist Mitarbeiterin am Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) und arbeitet am Projekt „Futurisierung von Politik“.
Umweltschutz politischer denken: Dafür gibt es auch hierzulande Anlass genug. So sind ärmere Menschen und Kinder stärker von Umweltproblemen betroffen als wohlhabende. Das findet bisher bei der Diskussion um Schadstoffbelastung und Fahrverboten kaum Beachtung.
Bei Umweltproblemen gilt leider der Leitsatz: Sie (be)treffen diejenigen am meisten, die am wenigstens dazu beigetragen haben. Denn es sind die wohlhabenden Staaten und Bevölkerungsgruppen, die den höchsten Ressourcenverbrauch verzeichnen. Die Lösung von Umweltproblemen darf keine Abwägungsentscheidung bleiben, denn sie ist existenziell – zumindest für andere. Umweltfragen sind unmittelbar Gerechtigkeits- und Verantwortungsfragen. Und genau so sollten sie auch diskutiert werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen