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meinungsstark

Wenn’s dem Mann an den Leib geht

„Ran an den Speck“, taz vom 7. 3. 18

Herr Schumacher hat die Szene („Eine Unternehmerin greift ihm an die Hüften“) nachvollziehbar geschildert und die MeToo-Debatte nicht nur ergänzt, sondern von männlicher Seite unterstützt. So wird zum Teil etwas verständlicher, wie es sich anfühlt, als Mensch berührt zu werden, nicht zufällig, nicht auf Grund einer Beziehung, sondern von der einen Seite absichtlich, auf der anderen Seite ungewollt. Manchmal durch die Übermacht der Position ermöglicht, manchmal durch die Übermacht der körperlichen Kraft. Es ging und geht immer um Macht. Der für mich wichtigste Satz in Herrn Schumachers Artikel ist seine Beschreibung, wie jede einzelne Person an seinem Stehtisch, die diesen Vorgang gesehen hatte, erstarrte und die Unternehmerin daraufhin verschwand. Herr Schumacher hatte das spontane Mitfühlen der Anwesenden, und er hat auch meins, auf seiner Seite. Jeder hat gemerkt, dass das nicht geht! Genau da liegt der springende Punkt: Wäre in den letzten Jahrhunderten jede Person erstarrt, wenn der Chef seiner Sekretärin an die Hüften fasst, gäbe es die heutige MeToo-Debatte gar nicht. Wenn Sie sich jetzt vorstellen, die Anwesenden würden jovial schmunzeln angesichts dieser Aktion der Unternehmerin oder sogar „locker“ kurz auflachen – wie würde sich das anfühlen? Es ist bedauerlich, aber es kann sein, dass erst durch die Umkehr der Machtverhältnisse deutlich wird, was Frauen seit fast einem halben Jahrhundert zu erklären versuchen: Es sind die Verhältnisse, die das Denken, Fühlen und Handeln prägen, nicht das Geschlecht. Bettina Sawall, Lüneburg

Maggi mit Ei? Wo recherchiert ihr?

„Das Saarland passt genau einmal in das Saarland“,

taz vom 10./ 11. 3. 18

Was haben wir gelacht! Die taz hat sich in die Niederungen deutscher Comedians begeben und nochmal zwanzig Witze über das Saarland rausgehauen. Das Problem ist bloß, dass es nicht als Witz gekennzeichnet war, und damit hebt sich die taz kein bisschen von der BZ oder der Bild ab. Als Hauptgericht des Saarlandes kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendeines der vielen traditionellen Gerichte bezeichnet werden, die es nur dort gibt und die allesamt durch die wechselseitige deutsch-französische Geschichte beeinflusst wurden, aber warum um alles in der Welt glauben Ihre Redakteure, ein gekochtes Ei mit Maggi sei es? Wie kommt man nur auf so was? Der angeblich saarländische Weihnachtskranz (was übrigens Adventskranz heißt), ist eine saarländische, selbstironische Liebeserklärung an die Tatsache, dass selbst einfache Dinge gut schmecken können. Davon natürlich seitens der taz kein Wort. Das einleitende Wort „Ei“ übersetzt man mit „Nun“, laut Ihren Redakteuren sei das anders nicht machbar. Der Tatort-Kommissar heißt Palü, nicht Palu. Der FC Homburg war der erste Verein, der in Zeiten der Aids-Epidemie in den 80ern den Mut hatte, offiziell für Kondome zu werben. Verboten wurde das nicht durch den saarländischen, sondern durch den deutschen Fußballbund! Viel wesentlicher als die ehemalige Bayern-Preußen-Grenze ist die Dialektgrenze zwischen dem moselfränkischen und rheinfränkischen Dialekt – im Saarland wird nahezu in jedem Ort ein anderer Dialekt gesprochen! Straßenprostitution gibt es, oh weia, nicht nur in Saarbrücken, sondern überall in Deutschland. Und boah, was ist das lustig: Angeblich wird ganz viel Amphetamin im Saarland verzehrt, und die Saarländer schnarchen ganz viel! Das ist bestimmt Ergebnis einer hochwissenschaftlichen Studie. Deswegen wird sie ja auch nicht benannt. Klaus Lais, Berlin

Die Lebenskunst der Einfachheit

„Verzicht bedeutet Freiheit“, taz vom 5. 3. 18

Passend zum Thema: „Entscheidend ist es nicht, Dinge zu tun oder zu haben, sondern Bedingungen zu schaffen, unter denen man auf diese Dinge verzichten kann!“ Ich denke, es ist wie in der Kunst: In der Einfachheit liegt die wahre Größe! Deshalb spricht man ja auch von „Lebenskünstlern“. Gerne mehr davon in dieser Zeitung! Till Meinrenken, Freiburg

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