: Eine Chance für den Dorsch
Der Bestand des Brotfischs der Ostsee könnte in diesem Jahr auf ein nachhaltiges Niveau anwachsen. Forscher appellieren an Fischer, die Rückwurfquote für nicht vermarktbare Fische einzuhalten
Von Gernot Knödler
Wenn sich die Fischer an die Regeln halten, könnte 2018 ein gutes Jahr für den Dorsch werden. „Wir haben die Riesenchance, die Westdorsch-Population innerhalb eines Jahres wieder aufzubauen“, sagte Christopher Zimmermann, der Direktor des Thünen-Instituts für Ostseefischerei der Deutschen Presseagentur. Zimmermann appellierte an die Fischer, das Rückwurfverbot der EU zu beachten. Nur dann könne sich der Bestand erholen.
Das Rückwurfverbot wurde 2015 eingeführt, um zu einer tatsächlichen Begrenzung der Fangmenge zu kommen. Es schreibt vor, dass Fische, die zu klein sind, um vermarktet werden zu können, nicht mehr ins Meer zurückgeworfen werden dürfen, wo sie meist verenden. Stattdessen müssen sie an Land gebracht und auf die Fangmenge angerechnet werden. Die Idee dahinter ist, den Fischfang so zu begrenzen, dass der Bestand auf Dauer stabil bleibt.
Nach einer Schätzung des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) wurden 2015 trotz des Verbots mehr als zehnmal so viele „untermaßige“ Dorsche ins Meer zurückgeworfen als gemeldet. Ungeachtet dessen schätzte die Bundesregierung das Risiko, dass deutsche Schiffe die Fangmengenbegrenzungen nicht einhalten, in einer Antwort auf eine Anfrage der Linken 2017 als „sehr gering“ ein.
Das liege an der umfassenden Überwachung durch die Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BEL) und die Erzeugerorganisationen der Fischer. Die Umweltstiftung WWF findet, damit könne es nicht weit her sein: 2016 hätten 22.000 deutsche Fangfahrten in der Ostsee stattgefunden. Dafür gebe es zwölf Kontrollfahrzeuge. Lediglich 1,6 Prozent der Fangfahrten seien kontrolliert worden.
Der Deutsche Fischereiverband verweist darauf, dass die Dorschquote 2017 um 50 Prozent gekürzt worden sei. Viele Betriebe hätten nur durch staatliche Beihilfen überleben können. Auch für 2018 seien Hilfen vorgesehen. Wissenschaftler sagten ab 2019 bessere Dorschfänge voraus. „Dann wird der Bestand voraussichtlich die Nachhaltigkeitsschwelle überschreiten“, vermutet der Verband.
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