Luxusquartier mit Flüchtlingsanschluss

Neben den noblen Sophienterrassen sind Flüchtlinge aus Syrien untergekommen – nach erbitterten Protesten von Anwohnern

Januar 2016: Die Flüchtlinge kommen Foto: dpa

Es ist die wahrscheinlich einschneidenste Wandlung aller ehemaligen Kasernengelände in Hamburg: An den Sophienterrassen an der Außenalster war einmal die Standortkommandantur untergebracht, nun ist um den imposanten Betonbau mit seinen hoch aufragenden Eingangssäulen herum ein Nobelviertel entstanden, Gated Community inklusive.

Nach dem zweiten Weltkrieg waren hier zunächst britische Truppen untergebracht, von 1956 bis 2005 dann die Bundeswehr. Nun beherbergt das Innere der ehemaligen Standortkommandantur ein Apartmenthaus. Der Betonbau bleibt in seinem Äußeren erhalten, um die denkmalgeschützte Fassade zu erhalten. Auch das Treppenhaus ist aus denselben Gründen noch so wie vorher. Das Innere wurde übrigens von Karl Lagerfeld persönlich gestaltet.

Das neue Viertel drumherum wird bestimmt von protzigen Villen und alleeähnlichen Straßen, es ist etwa 44.000 Quadratmetern groß. Bewohner der Luxusquartiere haben beste Sicht auf die Außenalster, müssen sich die exklusive Lage aber auch leisten können: Bis zu 15.000 Euro kostet ein Quadratmeter.

Aufsehen erregte der Luxuswohnort 2015 wegen eines Flüchtlingsheims, das im benachbarten ehemaligen Kreiswehrersatzamt der Bundeswehr unterkommen sollte. Betroffene Anwohner wehrten sich vor Gericht gegen das Vorhaben – bis das Bezirksamt damit drohte, den Bebauungsplan zu ändern. Nun dürfen dort bis zu 190 Flüchtlinge unterkommen, allerdings zeitlich auf neun Jahre begrenzt und bevorzugt Familien aus Syrien. Außerdem wurde die Unterkunft auf Wunsch der Nachbarn mit einem Zaum gesichert.Leon Kirschgens