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„Das sind große Familientreffen“

Folk Seit sieben Jahren findet in Berlin das Melodica Festival statt. Festivalkurator Kai Müller über musikalischen und kulturellen Austausch als Non-Profit-Projekt. Hier treffen lokale auf internationale Musiker

Wird hoffentlich so schön: Abendstimmung über Klunkerkranich Foto: Sue Mawi

Interview Lorina Speder

taz: Das Melodica Festival gibt es schon seit sieben Jahren. Wie hat alles angefangen?

Kai Müller: Das mit den sieben Jahren stimmt für Berlin, allerdings wurde das Melodica Festival schon vor zehn Jahren in Melbourne gegründet. Dort ist die Idee durch den australischen Musiker Pete Uhlenbruch entstanden, der ein kreatives Netzwerk für Musiker aufbauen wollte. Vor sieben Jahren ist das Festival dann auch in andere Städte gekommen, unter anderem Berlin. Hier haben wir in einem sehr kleinem Café angefangen, der Hubertus Lounge in der Nähe vom Lausitzer Platz.

Wie kamt ihr auf die Location?

Das ist eine lustige Geschichte. Ich hatte einen Flyer bekommen, der für einen Singer Songwriter Treff namens „The Closet“ in der Hubertus Lounge geworben hat. Der Laden war leer und auf Nachfrage wurde man durch einen Schrank geschickt, der zu einer ganz engen Treppe in den Keller geführt hat. Dort saßen ein paar Musiker-Nerds mit ihren Gitarren im Dunkeln. Die haben sich dort ausgetauscht, wie man Songs schreibt oder was man mit Material macht, mit dem man nicht weiterkommt. Vor Ort habe ich vom Musiker Matthias Brasch zum ersten Mal vom Melodica Festival gehört und war begeistert von der Idee, es mit ihm auch dort zu veranstalten.

Kamen damals viele Besucher?

Ja, das erste Festival war 2010 mit circa 150 Besuchern ausverkauft. Es hatte sich schnell rumgesprochen, und die Musiker im Line-up werden auch heute von befreundeten Musikern im Publikum unterstützt. In den folgenden Jahren waren wir unter anderem im Urban Spree oder dem Birgit & Bier. Dieses Jahr passen um die 600 Leute in den Klunkerkranich in Neukölln. Wir haben den Ort für das Festival so oft geändert, dass wir langsam zu einem Nomadenfestival werden.

Melodica Festival

Wann: Das 7. Melodica Festival Berlin findet am 29. und 30. Juli statt.

Wer: Mit Ange Takats (AUS), Honig (DE), Ida Wenøe (DK), Emily’‘s Giant (DE), Jonathan Kluth (DE), Schmieds Puls (AT) und anderen.

Wo: Klunkerkranich, Karl-Marx-Str. 66.

Wie viel: Eintritt: 5 Euro.

Was ist der Ursprungsgedanke des Melodica Festivals?

Es geht bei dem Festival um einen musikalischen und kulturellen Austausch. Wir passen auf, dass es nicht zu kommerziell wird – das Festival ist ein Non-Profit-Projekt, denn es geht uns um die lokale und internationale Musik. In diesem Jahr kommt das Line-up zur Hälfte aus Berlin, wie etwa Ida Wenøe, die hier lebt. Aber es stehen auch Musiker aus anderen Städten und Ländern wie zum Beispiel Honig aus Köln oder Ange Takats aus Australien auf der Bühne. Da wir kein riesiges Festival sind, helfen und vernetzen sich die Musiker gegenseitig. Ich nenne es gerne „Hilfe zur Selbsthilfe für Musiker“. Dadurch sind schon tolle Projekte zustande gekommen wie die Mighty Oaks oder die Tour of Tours.

Wie viel Kontakt habt ihr zu den anderen Städten?

Wir haben regen Kontakt. Es sind meist lokale Musiker, die ihr Festival in ihrer Stadt mitveranstalten. Die unterschiedlichen Städte, die mitmachen, etwa Köln, Hamburg, Oslo oder Melbourne, tauschen die Musiker und Netzwerke miteinander aus. So werden die Wochenenden des Festivals immer auch große Familientreffen.

Man kann also sagen, dass ihr eine Plattform für die Singer- Songwriter- und Folk-Szene geworden seid?

privat
Kai Müller

Drinnen: Seit sieben Jahren organisiert Kai Müller das in vielen Städten stattfindende Melodica Festival und ist künstlerischer Leiter in Berlin.

Draußen: Freiberuflich arbeitet Müller als Booker und Eventmanager.

Ja, im Kern schon. Wir wollen uns aber nicht eingrenzen in den Genres. Indie, Americana und Country sind natürlich auch dabei.

Es gab um das Jahr 2013 herum mit Mumford & Sons einen Folk-Hype, der inzwischen wieder vorbei ist.

Wir sind eigentlich Hype-resistent. Über die sieben Jahre ist das Interesse an dem Festival immer größer geworden. Es geht ja mehr um das Gefühl der Musik und die Zusammengehörigkeit der Musiker.

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