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Wieso eine Demo der Jungen Alternative Nazis anlocktDie Rechten vereinen sich

Foto: Jungsfoto: dpa

Braunschweigs Junge Alternative (JA), die Jugendorganisation der AfD, nahm am vergangenen Samstag einen Streit zwischen Geflüchteten und Anwohnern in der Peiner Südstadt zum Anlass, um zu einem Aufmarsch aufzurufen. Die Peiner sollten diesen „blinden Hass“ nicht tolerieren, warnte der Koordinator Andreas Tute von der AfD auf seiner Facebook-Seite: „Die Beteiligten sollen ihre Konflikte in ihren Heimatländern austragen“.

Der Konflikt, auf den Tute da anspielt, war eine Massenschlägerei in der Nacht zum 26. März in der Wiesenstraße. Mehrere Autos wurden beschädigt, Randalierer bewarfen einen Streifenwagen mit Steinen. Ein Mann musste ins Krankenhaus. Auslöser sei ein Streit über eine junge Frau in einem Club gewesen, erklärte ein Polizeisprecher. Die ethnischen Hintergründe der Beteiligten hätten nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Ein Fakt, den die JA nur zu gern ignoriert. Die Vorfälle hätten „einmal mehr gezeigt, dass der Islam nicht zu Deutschland“ gehöre, tönte Tute.

Rund 50 Anhänger folgten dem Aufruf unter dem Motto „Keine fremden Konflikte in unserer Stadt“ und die JA, die von der AfD-Kreistagsfraktion in Peine unterstützt wurde, störte sich weder daran, dass sich Anhänger der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten einreihten, noch dass der wegen Gewalttaten verurteilte Rechtsextreme Pierre Bauer versuchte, Fotografen einzuschüchtern oder dass Anhänger der Identitären Bewegung, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden, mit einem Megafon aushalfen, auf dem ihr Logo – der griechische Buchstabe Lambda – prangte.

Diese Aktion spiegelt einen bundesweiten Trend wieder: die fortschreitende Entgrenzung der rechten Spektren. Scham oder Scheu, sich als AfDler öffentlich mit NPD-nahen Leuten oder den Identitären zu zeigen, sinkt zusehends.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Die gute Nachricht: An die 450 Menschen protestierten gegen die Aktion. „Wo ist eigentlich die AfD, wenn Fußball-Rowdies randalieren?“, fragte die Sprecherin des Bündnisses für Toleranz, Doris Meyermann. Fast jedes Wochenende käme es hier zu Sachbeschädigungen und Auseinandersetzungen – doch da protestiere die rechtspopulistische Partei nicht.

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