„Es ist ein Kunstwerk“

Katriel Schory leitet den Israelischen Filmfonds, gegründet von der Regierung. Er will helfen beim Verleih des Films „Paradise Now“

taz: Herr Schory, was halten Sie von diesem Film?

Katriel Schory: Es ist ein sehr gut gemachter Film, der die Geschichte von einer palästinensischen Perspektive aus erzählt. Es ist eine persönliche Geschichte darüber, was solche Attentäter tun. Das ist legitim. Der Regisseur macht den Film so, wie er die Geschichte empfindet. Das ist alles. Und das ist für mich völlig in Ordnung.

Wie wurde der Film „Paradise Now“ in Israel aufgenommen?

Der Film ist noch nicht angelaufen in Israel.

Aber in Ramallah, im Westjordanland, wurde er schon gezeigt.

Ramallah ist Ramallah, und bisher wurde er eben nur dort gezeigt. Ich habe keine Ahnung, wie er dort bisher aufgenommen wurde.

Glauben Sie, dass „Paradise Now“ in Israel eine große Debatte über Selbstmordattentäter entfachen wird?

Ich weiß es nicht. Ich habe mich engagiert für den Film auf der Berlinale dieses Jahres. Sollte es einen israelischen Verleiher für den Film geben und Kinos, die ihn zeigen wollen, werde ich bei der Verbreitung des Films helfen.

Was halten Sie von dem Vorwurf, der Film sei antisemitisch?

Wissen Sie, jeder kann über alles alles sagen. Das ist eine persönliche Geschichte, eine Interpretation des Künstlers, einer kreativen Persönlichkeit, der der Regisseur ist. Es ist seine Interpretation der Lage und ein Autorenfilm.

Gibt es derzeit in Israel eine differenzierte Diskussion über Selbstmordattentäter und ihre Motive?

Es gibt unterschiedliche Meinungen: Einige denken, das ist das Schlimmste, was man machen kann. Andere sagen: Wenn man Menschen so sehr in die Ecke drückt – was kann man da erwarten? Es gibt keine homogene Meinung über Selbstmordattentäter. Aber es gibt Einigkeit, dass unschuldige Menschen nicht einen solchen Preis zahlen sollten. Das Thema steht allerdings nicht ganz oben auf der Agenda in den vergangenen Monaten. Und natürlich ist jeder gegen diese ganze Idee von Selbstmordattentaten.

Wie war die Reaktion auf den Film in anderen Ländern?

Jeder wartet darauf, was mit den Film in den USA passiert. Ich kenne den Regisseur seit vielen Jahren, wir sind enge Freunde. Ich kenne auch das Filmprojekt seit vier Jahren. Für mich ist das alles nichts Neues.

Würden Sie den Israelis empfehlen, sich den Film anzuschauen?

Ich empfehle gar nichts. Es wäre gut, wenn die Israelis die Chancen hätten, ihn zu sehen, denn der Film erzählt die Geschichte von einem anderen Standpunkt aus. Damit können wir ein Gefühl bekommen, wie Leute von der anderen Seite die ganze Situation empfinden. Es ist ein Kunstwerk. Ein Kunstwerk – warum nicht? INTERVIEW: PHILIPP GESSLER