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„Talente, die nicht auffallen“

BILDUNG Tanzende Flammen und geöffnete Flügel: bundesweiter Aktionstag an den Musikhochschulen

Andreas Lieberg, 59 

ist Dozent für Gitarre und Beauftragter für das HFK-Lehramtsstudium

taz: Deutschland gilt als „Land der Musik“, trotzdem wachsen hier viele Kinder auf, die niemals eigene musikalische Erfahrungen machen. Wie reagieren Sie darauf?

Andreas Lieberg: Eigentlich sind wir als Hochschule für Erwachsene zuständig, aber wir sehen: Wenn wir mit der musikalischen Förderung nicht schon früher einsteigen, wird es auch an der Spitze eng. Deswegen kooperieren wir jetzt eng mit zwei Grundschulen und haben „Amadeo“ mitgegründet: Das ist der bundesweit einzige Musikprofilkindergarten mit direkter Anbindung an eine Hochschule.

Anlässlich der „Amadeo“-Einweihung äußerte der HFK-Rektor: „Wer singt, wirft keine Bomben.“ Sind solche Zuschreibungen nicht genauso problematisch wie die oft beklagte „musikalische Verarmung“?

Ich würde das in der Tat nicht so formulieren – zumal ja auch in der Nazi-Zeit viel gesungen wurde. Der Rektor hat da wohl auf das Zitat von Otto Schily angespielt, die Schließung der Musikschulen sei ein Angriff auf die innere Sicherheit. Das ist sicher alles etwas pointiert. Uns interessiert die konkrete Arbeit, und die ist im Amadeo-Kindergarten hervorragend. Spannend ist auch unser Projekt „Gypsy Sound“ mit Kindern aus migrantischen Familien. Da haben wir Talente entdeckt, die uns sonst nie aufgefallen wären.

Und was passiert heute?

Wir starten mit einem studentischen Konzert für Kinder, dann gibt es Musiktheater, Instrumenteinführungen, zum Beispiel „Aus dem Innenleben eines Flügels“. Außerdem Stimmexperimente und eine Wissenschaftsshow zur Frage, wie man Schall sichtbar machen kann. Dazu werden durch Beschallung eines Rohres 200 Flämmchen in Bewegung gebracht. Interview: HB

Offener Aktionstag: 10 bis 13 Uhr, Dechanatstraße. Infos: www.die-deutschen-musikhochschulen.de

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