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heute in Bremerhaven„Eincremen ist verboten“

Huuuiiiiii Auf einer 72 Meter langen „Black Hole“-Rutsche gibt es heute Wettrutschen im Dunkeln

Florian Pfeiffer

27, ist dreifacher deutscher Rennrutschmeister und arbeitet als Reiseverkehrskaufmann acht Monate im Jahr auf Kreuzfahrtschiffen.

taz: Herr Pfeiffer, wie rutscht man am schnellsten?

Florian Pfeiffer: Mit der Dreipunkttechnik. Der Körper sollte die Rutsche nur an drei Punkten berühren. Man überkreuzt die Beine und hält die Anspannung auf einem Hacken und den Schulterblättern. Man will möglichst wenig Auflage haben. Und dann braucht man noch viel Schwung am Start. So kann man Geschwindigkeit von 40 bis 50 Stundenkilometern erreichen.

Hilft es, nackt zu sein?

Alles, was Reibung macht, ist schlecht. Möglichst wenig Stoff hilft. Wettkämpfe finden in normaler Badehose statt. Es geht um Zehntel- und Hundertstelsekunden. Mit Shorts ist man zu langsam. Aber Eincremen oder Rutschen ohne Badebekleidung ist verboten.

In Bremerhaven ist heute „Black Hole Race“ – Wettrutschen im Dunkeln. Die Bädergesellschaft bewirbt das als den „ultimativen Kick“. Wo­rauf muss man da achten?

Im Black Hole braucht man ganz viel Übung. Wenn man das erste Mal rutscht, sollte man nie gleich mit voller Geschwindigkeit rutschen. Wenn man nichts sieht, muss man sich einprägen, wo es eine Links- oder eine Rechtskurve gibt.

Sieht man denn wirklich gar nichts?

Nein. Für gewöhnlich sind da nur ein paar LED-Lichteffekte. Man muss sich merken, wo es langgeht. Das ist schwer.

Ist es schnelles Rutschen generell gefährlich?

Bei unserem Tempo kann es schon mal zu Abschürfungen an Schulter und Hacke kommen. Und wer in der Kurve aus dem Wasser kommt, hat ganz schnell Verbrennungen. Das sollte man vermeiden.

Seit wann ist Rutschen Sport?

Seit circa zehn Jahren ist es recht professionell. Mittlerweile gibt es sogar einen Deutschen Rennrutschverband. Anfang der 2000er wurde Rennrutschen berühmt – es gab sogar TV-Berichterstattung. Die Niedersachsenmeisterschaft wurde viel beworben und „Galileo“ hat Specials über die längste Rutsche in Deutschland, Rekorde und Wettbewerbe gesendet.

Ihr größter Erfolg als Rennrutscher?

Wir haben den immer noch aktuellen Weltrekord im Distanzrutschen aufgestellt. In Erdingen gibt es eine 360-Meter-Rutsche. Wir sind mit zehn Männern abwechselnd gerutscht und anschließend die 123 Stufen zur Rutsche wieder hochgesprintet. Vier Stunden lang. Die Rutsche hat eine Minute gedauert. Ich habe damals Triathlon gemacht, sonst hätte ich das wohl nicht durchgehalten. Insgesamt sind wir rund 350 km gerutscht. Ich habe selbst über 100 Durchgänge absolviert. Der Weltrekord gilt bis heute.

Interview: gjo

„Black Hole Race“, 17 Uhr, BAD1, Bremerhaven, ab 8 Jahren

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